Donnerstag, 20. Februar 2014

Ich bin mittendrin


Donnerstag. Morgens gings nochmal runter zum Wasserprojekt. Felix ließ neue Sicherheitsvorrichtungen, eine Treppe und Geländer anbringen, damit unser Besuch sicher den Last-Fahrstuhl zur Turbine betreten kann. Dann schnell wieder zur Schule. 
 Am Nachmittag würde ich meine kleine Schülerin nach Hause begleiten. Aber irgendetwas war mit ihr. Sie grüsste mich kaum. Ich war etwas verunsichert. Letztendlich kamen noch 4 weitere Kinder mit nach Hause. Die Mutter war auf dem Markt um Lebensmittel zu verkaufen. Die 11jährige Dwarensise kochte für uns alle Reis, machte Feuer. Mädchen in dem Alter sind doch überall auf der Welt gleich. Wie meine kleine Cousine fanden es auch die haitianischen Mädchen ganz besonders toll meine Haare zu flechten. Sie machten mich zu „ihrem Kind“ und es war wirklich ein Spaß. Ein kleines Festessen aßen wir zusammen und tranken Saft. Ich fühlt mich als wäre ich wieder 10 Jahre.
Anschließend wollten wir zum Haus des nächsten Mädchens gehen. Dwarensise wollte nicht mitkommen. Ich wollte sie nicht alleine dalassen, auch weil ich mir ausgedacht hatte, nur ein Kind zu begleiten. Ich dachte, für das Konzept des Films wäre es nicht so passend, wenn ich ein Kind nach dem anderen filme. Aber irgendwie hat dem Mädchen etwas nicht gepasst, es war ihr unangenehm, dass ich da war. Und wenig später sagte sie es mir auch: Die Leute hier sind es nicht gewohnt eine Weiße zu sehen und werden sich fragen, was du hier machst. Wenn sie dich mit mir sehen, werden sie sich fragen, ob du uns etwas gegeben hast und sie könnte neidisch werden.“ Natürlich. So weit hatte ich nicht gedacht.
Ich schmiss mein Konzept blitzschnell um und entschied mich, mich einfach treiben zu lassen und alles so hinzunehmen, wie es war. Ein anderes Mädchen zeigte mir ihr Haus, ein Junge zeigte mir, wie ihm die Haare geschnitten werden, dann kamen wieder die ersten Mädchen und wir liefen zu einer Quelle unseres weitläufigen Wasserprojektes. Dort wuschen sich die Mädchen und dann liefen wir mit den Kanistern nach Hause. Ich trug auch einen und das war ganz schön schwer. Aber die Dwaronsises Schwester konnte nicht tragen, sie war so schwach. In ihrer Schule gibt es mittags kein Essen. Vor der Schule wird auch nichts gegessen, also hatte das Mädchen den ganzen Tag noch nichts gegessen und es war mittlerweile schon 17h. Oje, oje, hier muss etwas geschehen. Wie können die Kinder eine gute Ausbildung bekommen, wenn sie zu hungrig sind?
Meine zwei kleinen Freundinnen, Dwaronsise und Kenia nach Hause. Ich hätte den Weg auch selbst gefunden, aber die 10jährigen bestanden darauf mich Heim zu bringen. „Bruder Samson hat uns die Verantwortung für dich übertragen und wir werden aufpassen, dass dir nichts passiert.“ Realitäten in Haiti. Die Angst vor dem Nachbar, die Verantwortung für einen Gast.
Abend zu Hause musste ich noch ganz viel vorbereiten und arbeitete noch bis in die Nacht….

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