Donnerstag.
Morgens gings nochmal runter zum Wasserprojekt. Felix ließ neue
Sicherheitsvorrichtungen, eine Treppe und Geländer anbringen, damit unser
Besuch sicher den Last-Fahrstuhl zur Turbine betreten kann. Dann schnell wieder
zur Schule.
Am Nachmittag würde ich meine kleine Schülerin nach Hause
begleiten. Aber irgendetwas war mit ihr. Sie grüsste mich kaum. Ich war etwas
verunsichert. Letztendlich kamen noch 4 weitere Kinder mit nach Hause. Die
Mutter war auf dem Markt um Lebensmittel zu verkaufen. Die 11jährige Dwarensise
kochte für uns alle Reis, machte Feuer. Mädchen in dem Alter sind doch überall
auf der Welt gleich. Wie meine kleine Cousine fanden es auch die haitianischen
Mädchen ganz besonders toll meine Haare zu flechten. Sie machten mich zu „ihrem
Kind“ und es war wirklich ein Spaß. Ein kleines Festessen aßen wir zusammen und
tranken Saft. Ich fühlt mich als wäre ich wieder 10 Jahre.
Anschließend
wollten wir zum Haus des nächsten Mädchens gehen. Dwarensise wollte nicht
mitkommen. Ich wollte sie nicht alleine dalassen, auch weil ich mir ausgedacht
hatte, nur ein Kind zu begleiten. Ich dachte, für das Konzept des Films wäre es
nicht so passend, wenn ich ein Kind nach dem anderen filme. Aber irgendwie hat
dem Mädchen etwas nicht gepasst, es war ihr unangenehm, dass ich da war. Und
wenig später sagte sie es mir auch: Die Leute hier sind es nicht gewohnt eine
Weiße zu sehen und werden sich fragen, was du hier machst. Wenn sie dich mit
mir sehen, werden sie sich fragen, ob du uns etwas gegeben hast und sie könnte
neidisch werden.“ Natürlich. So weit hatte ich nicht gedacht.
Ich schmiss
mein Konzept blitzschnell um und entschied mich, mich einfach treiben zu lassen
und alles so hinzunehmen, wie es war. Ein anderes Mädchen zeigte mir ihr Haus,
ein Junge zeigte mir, wie ihm die Haare geschnitten werden, dann kamen wieder
die ersten Mädchen und wir liefen zu einer Quelle unseres weitläufigen
Wasserprojektes. Dort wuschen sich die Mädchen und dann liefen wir mit den
Kanistern nach Hause. Ich trug auch einen und das war ganz schön schwer. Aber
die Dwaronsises Schwester konnte nicht tragen, sie war so schwach. In ihrer
Schule gibt es mittags kein Essen. Vor der Schule wird auch nichts gegessen, also
hatte das Mädchen den ganzen Tag noch nichts gegessen und es war mittlerweile
schon 17h. Oje, oje, hier muss etwas geschehen. Wie können die Kinder eine gute
Ausbildung bekommen, wenn sie zu hungrig sind?
Meine zwei
kleinen Freundinnen, Dwaronsise und Kenia nach Hause. Ich hätte den Weg auch
selbst gefunden, aber die 10jährigen bestanden darauf mich Heim zu bringen.
„Bruder Samson hat uns die Verantwortung für dich übertragen und wir werden
aufpassen, dass dir nichts passiert.“ Realitäten in Haiti. Die Angst vor dem
Nachbar, die Verantwortung für einen Gast.
Abend zu Hause
musste ich noch ganz viel vorbereiten und arbeitete noch bis in die Nacht….
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