Dienstag, 22. Dezember 2009

Wintersonnenwende

Hej, hej! vorgestern war wintersonnenwende! ich hab sie am fusse pilatus gefeiert, einem riesigen berg direkt bei luzern. ab jetzt wirds wieder heller, freunde! der sommer 2010 kann kommen! zum fest der lichter also wünsche ich euch nur das beste! frohe weihnachten!

Samstag, 19. Dezember 2009

die schweizer

man sagt sie seien langsam.

mir kam ein anderes adjektiv in den sinn um die art der menschen hier zu beschreiben.

für mich sind die schweizer ARTIG.

sie machen alles richtig. so steigen die fahrradfahrer vom velo ab um über einen der vielen zebrastreifen zu spazieren. die autofahrer hingegen warten schon vor dem fußgängerüberweg sobald man sich auf 5 meter distanz dazu befindet. kommt man also nur in die nähe, warten die schweizer geduldig ab, bis man die straße überquert hat.

zur hier zelebrierte gegenseitige korrektheit kommt eine fast schon vornehme höflichkeit dazu. zuvorkommend erahnen die schweizer, was der andere möchte und versuchen einander behilflich zu sein. sie nehmen sich zurück und ziehen es vor einen moment geduldig zu warten als ihr „gutes recht“ durchzusetzen. da wird lieber nach guter alter schweizer manier verhandelt als gekämpft.

die ruhe schlägt sich aber keinesfalls negativ auf die lebensfreude und den lockeren umgangston aus. ob im supermarkt, bei der post in der kneipe. auch der busfahrer plaudert über das mikrophon mit seinen fahrgästen. denn: ein freundlicher small-talk gehört dazu, oder wenigstens ein gruß auf der straße.

die leute in diesem kleinen land gehen so miteinander um, als ob sie sich alle kennen würden. bis vor der einwanderungswelle vor ein paar jahren war das auch fast noch so. dadurch kommt selbst in den städten so etwas wie ein dorf-feeling auf.

ein beispiel zur verdeutlichung: stellen wir uns einmal vor, wir träten in das dampfbad des baarer schwimmbads. beim eintreten in diese stickige hitzer, könnten wir nur schemenhaft andere badegäste erkennen und müssten uns erst einen moment an die luft gewöhnen um uns dann in diesem nebligen raum einen platz auf den treppen zu suchen. dann würden wir nebeneinander schwitzen und schweigen.

ein schweizer jedoch tut auch das MITeinander. indem er schon beim hereintreten in die dampfwolke grüßt, schaffen er seiner stimme – und damit sich selbst- einen raum. er hat etwas gesagt, ist präsent und falls er noch einmal das wort erheben wollte wird es ihm viel leichter fallen, sich zu äußern. durch das ritual des grüßens ist er teil der schwitzenden gemeinschaft geworden. er ist nun kein unbekannter mehr und grüsst deswegen auch beim verlassen mit einem „schönen abig“.

mir hilft diese umgangsform mit anderen ins gespräch zu kommen. wenn ich schon einmal gegrüßt habe, kann ich mit leichtigkeit noch einen zweiten satz anhängen und schon bin ich im gespräch.

ich mag es. es macht das leben ein klein wenig leichter, offener und freundlicher und kostet nicht viel.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Einen Monat schon in der Schweiz


grüezi liebe freunde,
ich kann es selbst kaum glauben, aber seit einem Monat lebe ich nun in der Schweiz. Einerseits kann ich es doch noch nicht fassen und ÜBERlebe eigentlich mehr, als dass ich bewusst lebe. Anderseits habe ich in der kurzen Zeit schon so viel gesehen, habe so viele Menschen kennen gelernt, habe auch schon viele zu meinen Freunden gemacht. ich hab mir ein neues zimmer schön eingerichtet, bin teil eines teams in meiner arbeit geworden und ich habe das gefühl, ich würde hier fehlen, wenn ich nicht mehr da wäre. ich habe fast schon einen rythmus und das hilft mir, mich zuhause zu fühlen.
aber nun muss ich doch ein wenig ausholen. manche wissen gar nicht, dass ich ausgewandert bin. also alles der reihe nach.
noch im september sah es so aus: eine schweizer firma hatte mein profil auf einer jobsite gesehen und mich zu einem ersten vorstellungsgespräch nach baar eingeladen. ich machte daraus einen kurzurlaub bei meiner sandkastenfreundin christina und verbrachte einen sonnentag in zürich mit einer kleinen schiffstour auf dem züri-see. am nächsten morgen gings zum bewerbungsgespräch. es lief ganz gut und am liebsten hätte meine chefin noch am selben abend meine entscheidung gehört. aber so einfach war die entscheidung nicht.
ganz heiß im rennen war auf jeden fall auch ein job in köln. erst hieß es, ich könnte den job der pressesprecherin für den malteser hilfsdienst deutschland bekommen. das hört sich nicht nur gut an, damit wäre ich meinem berufsziel auch mit siebenmeilenstiefeln entgegengesprungen. aber die malteser konnten sich plötzlich nicht mehr entscheiden. die eine dame sagte mir zu - ich suchte schon eine wohnung in köln- dann sollte ich doch noch auf die definitive antwort warten. es war ein ewiges hin und her. um am ende nicht leer auszugehen, sagte ich in der schweiz vorläufig zu.
ich wurde also zum zweiten gespräch eingeladen. diesmal sollte ich probearbeiten. mit meinen freiburger freunden peter und ben fuhr ich im morgengrauen nach baar. dieses mal sollte ich nicht nur im gespräch überzeugen sondern auch meine kreativen fähigkeiten unter beweis stellen. ich bekam also eine liste von aufgaben vorgelegt und musste nun mein bestes geben. diese aufgaben würden bestandteil meines beruflichen alltages werden, so sagte meine chefin, und mir einen eindruck über meine zukünftige arbeit geben. dazu gehörte es einen artikel zu schreiben, einen deutschen und einen französischen journalisten anzurufen und von unseren texten zu überzeugen, und noch einiges mehr. ich habe alles wunderbar gelöst, nur das erstellen einer excel-grafik fiel mir nicht mehr ein. aber damit hatte ich bisher noch nie zu tun und habe auch nicht das gefühl, dass das noch einmal der fall sein könnte. denn womit ich arbeite ist hauptsächlich sprache und sprachen, organisation und kreativität. das, was mich am meisten interessiert und mir am meisten liegt.
aber noch waren wir ja beim probearbeiten. nachdem ich also den zettel abgearbeitet hatte, wurde mir der job des PR AND MARKETING ASSISTANT angeboten.
ein job in einer marketing-agentur, die im medizinischen bereich agiert. ich konnte noch nicht einmal die definition von marketing sagen und ein medizinstudium hatte ich auch noch nicht genossen. konnte ich die richtige für den beruf sein? wäre die hilfsorganisation in köln nicht passender?
aber köln schwieg wie eh und je und ich entschied mich für die sichere variante. auch wenn das bedeutete, dass ich als komplette anfängerin in einen betrieb einsteigen würde, dessen wirkungsfeld ich mir kaum vorstellen konnte.
mittlerweile habe ich verstanden, dass wir eigentlich eine kommunikationsagentur sind und der richtige „marketing“-teil, gar nicht unser gebiet ist. ich habe begriffen, dass man gar kein medizinischer experte sein muss, um die texte für die laienpresse über die heilende wirkung der melisse zu schreiben. auch nicht um medizinische italienische texte auf kommafehler zu überprüfen und das layout unserer kongresseinladung mit der grafikerin zu besprechen. ich weiß nun, wie kreativ man in einem solchen beruf sein kann, in dem mir die verantwortung für das konzept eines schmerztagebuchs für schmerzpatienten übertragen wird. jeder tag bringt etwas völlig neues, die arbeit ist sehr abwechslungsreich und ich weiß kaum am vormittag, was ich am nachmittag machen werde. zwar arbeite ich oft 10-11 stunden am tag, von denen mir nur 8,5 bezahlt werden, aber es macht spaß.
und mir wurde mittlerweile klar, dass ich mich für einen wunderschönen ort entschieden habe und erfreue mich täglich daran. ich wohne nun im land der berge, zwischen zürich und luzern, in einem großen dorf namens baar, das an das hübsche städtchen Zug grenzt. Zug liegt wiederum am zugersee, der von alpen umgeben ist. das klima ist für gewöhnlich sehr mild und so kann man nicht selten am see sitzen, sich sonnen und auf ein herrliches alpenpanorama blicken.
ihr wisst ja, dass mir das schnell zu langweilig wird und es mich immer wieder hoch hinaus zieht. und das geht hier wunderbar. ich habe es mir schon zur gewohnheit gemacht sonntags eine fahrradtour zu machen. das ist wirklich fein. von oben nämlich, kann man dann auch mal zwei seen sehen. letzten sonntag beispielsweise war ich auf dem pass zwischen dem zugersee und dem zürichersee – zürisee im volksmund- und die aussicht war grandios! ich hatte einen gefährten dabei und langsam langsam bildet sich ein noch durchsichtig schimmerndes, aber immer sichtbarer werdendes netzwerk aus den ersten bekanntschaften heraus. das ist gut.
noch bin ich natürlich am anfang. noch verstehe ich manchmal die sprache nicht, denn die schweizer sprechen halt nicht nur einen dialekt.
aber es wird und wird, mit jedem tag ein wenig besser.
natürlich lerne ich auch schwizerdütsch und mache, dank meiner geduldigen lehrerin und arbeitskollegin petra, gute fortschritte. jeden mittag gehen wir mit unseren vierbeinigen kollegen minusch und coco, den weißen pudeln, nach draußen zu einem spaziergang über die, am industriegebiet grenzenden felder. das ist fein, denn aus dem kollegentum wird eine freundschaft. dann wird aus der arbeit ein hobby, das man mit freunden betreibt. es würde in unserem team aber auch schwer fallen, die arbeitskollegen auf distanz zu halten. wir sind genau vier leute, die in einem einzigen raum ihr tagwerk verrichten. dreiviertel davon sind deutsche. also meine medizinisch ausgebildete chefin, mein grafiker-kollege, meine schweizer assistant-kollegin und ich. seit neuestem gibt es jeden montag etwas leckeres, das einer am wochenende für die anderen bäckt oder kocht. so beginnt die woche gleich süß und gemütlich, beim kick-off-meeting und weihnachtlichem kerzenschein.
weihnachtlich ist es einem hier auf jeden fall zumute. seit zwei tagen schneit es ununterbrochen, der schnee liegt schon kniehoch. überdies sind die schweizer meister der eleganten weihnachtsbeleuchtung und so freue ich mich besonders mal wieder nach hause zu kommen und weihnachten zu feiern. aber bis dahin ists noch ein weilchen und es gibt noch viel zu erleben bis dahin!
<- das ist das Häusle, in dem sich unser Büro befindet.