Samstag, 12. April 2008

tereré

nun mal ein ganz unkompliziertes thema: der tereré. tereré ist ein kräuteraufguss von minze, schwarztee, und anderen kräutern, der mit eiskalten wasser vermischt wird und aus meist ledernen bechern durch einen metallenen sieb-strohalm geschlürft wird. das eiswasser wird in termoskannen mit sich herumgetragen, im becher sind die kräuter. der tereré wird selten alleine getrunken. denn die paraguayer sind auch so selten alleine. und so setzt man sich zusammen, der besitzer des „conjuntos“, also des termoskannen-becher-sets, gießt immer wieder wasser in den becher und reicht ihn zu einer person im kreis. diese schlürft an dem getränk und giebt den becher wieder zum verteiler zurück. der wiederum füllt den becher und gibt ihn an eine andere person im kreis. das spiel geht immer so weiter. wortlos und ganz selbstverständlich. „danke“ sagt man erst, wenn man genug getrunken hat. diese art zusammen tee zu trinken finde ich einfach großartig um ein miteinander zu erleben. das sich wiederholende einschenken des verteilers hat etwas mütter- oder väterliches. eine schöne geste, die etwas mit selbstverständlichem schenken zu tun hat und ganz stark in diese kultur eingebunden ist. wer mich in deutschland besucht, wird selbst einmal in den genuss dieser so entspannenden trinkkultur kommen, denn ein conjunto mit meinem namen ist schon bestellt!

shoppen in paraguay

wie schon erwähnt, ist das überangebot an arbeitskräften so hoch, dass der einzelne beschäftigte sich meist nur langweilt. so ist es nicht nur im supermarkt sondern auch in jedem anderen laden. mindestens zwei oder drei verkäuferinnen verkaufen 30 artikel. und da das geld in den winzigen boutiquen (es gibt kaum größere läden, die keine supermärkte sind) so schnell nicht fließt, langweilt man sich auch hier. verständlich ist es dass dann alle verköuferinnen auf eine kundin zustürmen, die den laden betritt und sie fragen, ob sie einem helfen können. ich sage dann immer „ich möchte nur ein bisschen schauen“. dann weichen sie einem während des ganzen geschäftaufenthalts nicht mehr weiter als 30 cm von der seite. einkaufen finde ich ja so schon schrecklich anstrengend aber da vergeht mir jede lust einen laden zu betreten. was ich jetzt imemr mache: ich verstecke mich ein bisschen und schaue von draußen hinein. und nur wenn mir etwas ganz gut gefällt wage ich den weg in die höhle des löwen.

Die Arbeitsmoral der Paraguayer

es ist nicht so, dass die menschen nicht arbeiten wollen. das system ist jedoch einfach so diffus und uneffektiv, dass hier imemr 4 leute die arbeit machen, die bei uns einer verrichtet. ich habe schon mal ein paar worte über den riesigen supermarkt in meiner nähe verloren. und doch möchte ich noch einmal darauf zurückkommen. in diesem supermarkt arbeiten schätzungsweise 150 personen. davon arbeiten ca 10 an den kassen, ungefähr 10 an gemüsewaage, und essenstheke und vielleicht noch 20 hinter der kulisse. der rest der mitarbeiter/innen steht herum. ich verstehe nicht, was ihre aufgabe ist. manchmal beantworten sie einem der zwei ausländer (nämlich wolfi und mir) die frage nach dem standort des einen oder anderen produkts. ansonsten langweilen sie sich.

ich bin mir sicher dass diese ewige langeweile die menschen frustriert. weil sie ihre situation aber nicht ändern können, werden sie lethargisch. zu dem besteht auch die gefestigte meinung, dass man durch mehr arbeit sowieso nicht zu mehr reichtum kommen kann. eine umfrage aus dem jahr 2002 spiegelt die hoffnungslosigkeit wider: auf die frage, warum reiche reich seien, antworteten 18,1% der befragten, dass jene freunde von politikern seien, 26,6% meinen sie würden betrügen. lediglich 4,2% machen viele arbeitsstunden oder höhere bildung für den reichtum verantwortlich.

wozu soll man sich da noch kaputt machen? zudem löscht man seinen eigenen arbeitslatz aus, wenn man zu gut arbeitet.

mit meinen ausführungen wollte ich darlegen, dass das problem systemisch ist und erst ganz grundlegendes geändert werden muss, damit sich auch die menschen ändern. aber die anfänge sind schon zu erkennen und man findet hie und da doch immer wieder ganz und gar kompetente berufstätige.

Das politische System


wie schon erwähnt wird paraguay seit 65 jahren von ein und derselben partei regiert: den colorados.
nach einem putsch wurde im jahre 1992 zum ersten mal in der geschichte des landes eine demokratie formal festgelegt. an der politischen situation änderte das jedoch nicht viel. immer noch war dieselbe partei wie zuvor an der macht, immer noch konnte sich eine demokratie nicht konsolidieren. bestehende strukturen blieben erhalten sowie auch die bisherigen politiker ihre ämter behielten. natürlich blieb auch die überall vorherrschende korruption und die fehlende rechtssicherheit. nicht verwunderlich ist daher, dass die paraguayer von der demokratie nicht viel halten, sich von politik insgesamt distanzieren. eine hoffnung darauf, dass die eigene stimme gewicht erhält, hatte seit der gründung des staates nie existiert. paraguay ist das land lateinamerikas (quelle latinobarometro) in dem der größte demokratieverdruss herrscht. nur 31 prozent der befragten einer umfrage von latinobarometro ziehen die demokratie unter allen umständen einer militärherrschaft vor. verständlich ist das schon, wenn das wort demokratie überhaupt keine konnotation mit sich trägt, keine bedeutung besitzt, weil nie erfahren.
am 20. april 2008 nun besteht zum ersten mal hoffnung.
es besteht die nie dagewesene chance, dass die liberalen an die macht kommen könnten. die chance ist nicht groß. die colorados beherrschen seit fast drei generationen den gesamten verwaltungs-, justiz- und sicherheitsapparat. die partei hat die finaziellen mittel um für sich zu werben. und die colorados haben das geld, stimmen zu kaufen.
und doch besteht eine hoffnung. denn die colorado-partei ist durch die internen wahlen zum präsidentschaftskandidaten gespalten worden. eigentlich wurde ein anderer colorado zum präsikandiat gewählt. durch eine finte wurde jedoch blanca, die marionette des amtierenden präsidenten zur präsidentschaftskandidatin. viele der colorados haben sich daraufhin zur opposition geschlagen, die jedoch nichts mehr vereint als ihre abwehrhaltung gegenüber den colorados.
die sache ist verzwickt und sehr sehr spannend.
die frage ist: können die liberalen, so sie an die macht kommen wirklich etwas im land verändern oder gelangt das, durch korruption ergaunerte geld nun einfach in die taschen der liberalen? es ist schwierig. paraguay erlebt kein wiedererlangen der demokratie, wie viele andere länder, die eine diktatur hinter sich haben. in paraguay hat es eine demokratie nie gegeben. wir stehen also am anfang der geschichte!

Asunción



asunción könnte durch sein klima und seine vegetation eine wundervolle stadt sein. da bilden die bäume über der straße ein blätterdach, da wachsen blumen aus den gärten hervor, da und dort und überall gibt es grün. nur leider kann man das nicht so richtig genießen, weil die stadt nicht für menschen sondern für autos gemacht ist, was sich natürlich schon in erster linie an den fehlenden fußgängerampeln zeigt. die stadt wird von riesigen jeep-ungetümen beherrscht, die mit einer geschwindigkeit dahin rasen und so viel gestank auspusten, dass einem als fußgänger an der roten ampel ganz übel wird. ein grund für dieser fahrzeugschwemme ist der illegale handel von aus brasilien geklauten autos in der post-stronistischen ära. mittlerweile ist das ein bisschen abgeschwächt und doch kostet ein auto in paraguay nur halb so viel wie es eigentlich wert ist. weiter hat ein auto auch ein ganz wichtiges prestige. es fahren hier keine kleinwagen zwischen mittelklassewagen herum. hier gibt es nur eines: geländewagen, die so breit sind, wie ein kleinwagen lang ist. drittens scheint eine autofahrt auch sicherer als ein spaziergang auf der straße. ob das wirklich so ist, ist fraglich. der führerschein wird in paraguay ohne eine führerscheinprüfung gerne einfach gekauft und aus zwei spuren werden aus ungeduld der fahrer regelmäßig vier.
natürlich ist das fahrzeugaufgebot nicht in der gesamten stadt gleich. es gibt auch viertel der neureichen, in denen nur gewohnt wird, und die straßenwächtern vor unholden bewachen. doch wieder fährt das auto in die garage, die tür wird zu gemacht und im garten springt man in den eigenen swimmingpool.
die unsicherheit des alltags lässt das leben von der strasse verschwinden. ganz untypisch für südamerika, wie ich finde. hier gibt es keine großen märkte mit dicken indianerfrauen, wie in bolivien. auch keine straßenmusik wie in chile. ich finde es ziemlich menschenleer und von autolärm erfüllt. nein, die stadt ist nicht für menschen gemacht. es gibt keine fußgängerzone, keinen park, in den man sich setzen kann, ohne überfallen zu werden. die stadt könnte schon sein, wirklich schön. aber dafür müssen sich erst einige grundlegende menschenrechte zum guten verändert haben.

Freitag, 11. April 2008

El síndrome del viajante

so nun melde ich mich wieder. eine schwierige woche liegt hinter mir. nicht nur, dass ich eine grippe hatte. ich litt auch unter einer anderen krankheit. ein freund von mir nennt es „el síndrome del viajante“, die KRANKHEIT DES REISENDEN. als ich plötzlich nicht mehr von dem ständigen ortswechsel abgelenkt war und durch die krankheit körper und geist zur ruhe kommen liess, wurde mir klar, wie wenig zeit mir in paraguay noch blieb. die rückkehr machte mir angst. ich konnte mir nicht vorstellen, die welt hier zu verlassen. all das hier ist in der kurzen zeit zu meinem zu hause geworden. ich fühle mich wohl und alles um mich herum ist zu meinem alltag geworden. ich wundere mich kaum noch, vergleiche nicht mehr ständig, gehöre nun hier her. gerade beginnen sich ganz wunderbare freundschaften zu entwickeln.
der ständige lebensortwechsel ist anstrengend und tut weh.
aber nachdem ich eine woche die zukünftige trennung verarbeitet habe, kann ich nun wieder besser damit umgehen. die menschen und die welt hier werden in meinem herzen bleiben. und unser zeitalter der technologie erlaubt es zu dem, zu menschen am anderen ende der welt kontakt zu halten..

Sonntag, 6. April 2008

das experiment

so, nun haben sie endlich geschafft… ich bin krank geworden. da war so ein fieses experiment an menschlichen versuchspersonen. meine antwort ist eindeutig: ja.

ja, man erkältet sich wenn man in einem bus durch die gegend fährt dessen klimaanlage wie wild eine luft von -20 grad auspustet. dann komm noch zweimal frieren in hotel und internatszimmer dazu und eine woche lang um 5/vor 5 uhr morgens aufstehen. nun bin ich hinüber. nein, nein, das macht kein spaß. (ich hab gestern einfach nur geweint).und ich wundere mich immer wieder wie schlecht man sich bei fühlt wenn man krank ist und noch mehr, wie schnell man das wieder vergisst. das kann man einem anderen nur dann wirklich nachempfinden, wenn man gerade selbst krank ist. diejenigen, die es gerade sind, bekommen hiermit mein mitgefühl!

die beschraenkheit des menschlichen geistes


ich verbrachte einen schönen herzlichen vormittag in der polizei. offen und ganz ganz lieb waren die ganzen jungs und ich hätte sie gern alle mitgenommen. (mir haben sogar einige angeboten mit mir nach deutschland zu kommen, wenn ich sie denn mitnähme). die meisten sind noch kinder, unschuldig und ehrlich. und ich verstehe, warum lehrer gerne mit jungen menschen zusammenarbeiten. weil sie keine vorurteile haben.

und vorurteile sind so anstrengend. wieder einmal erlebe ich dieselben vorurteile. ich muss kurz den kulturellen hintergrund der paraguayer und ihr kontakt zu deutschen schildern: hier in paraguay gibt es riesige kolonien von mennoniten. das ist eine religionsgemeinschaft, die vor 200 jahren, glaub ich, aus deutschland vertrieben wurde und über kanada, russland nach paraguay gekommen sind. viele tragen noch dieselben trachten wie zur zeit ihres exodus, ihre sprache ist ein dem holländischen ähnelndem plattdütsch. die mennoniten sind sehr fleißig und produzieren 80% der paraguayischen milch sowie viel soja… und um diese kultur zu erhalten, lassen sie keine andere gene zu, wie die ihrer väter und tanten. will heißen dass sich von paraguayern ziemlich absondern und eine unzumutbare inzucht betreiben.

wenn ich mich also als deutsche vorstelle, blinkt es gleich in den gerhirnen der paraguayos: mennonitin – mennonitin!

kaum verwunderlich also, dass sie dann staunen und sagen: komisch, ich dachte alle deutschen seien so verschlossen…

hinzu kommt noch, dass über die deutschen aus deutschland amerikanische nazifilme kursieren. blonde, fahle, strenge gesichter, die kommandos geben.

jaja, ich versteh es ja. und doch machen mich solche bemerkungen immer ein bisschen ärgerlich. ich hab dann das gefühl mein land und meine leute, also euch, verteidigen zu müssen. nein, die deutschen sind nicht kalt. nein, sie sind auch nicht verschlossen. sie sind nur anders.

am schlimmsten finde ich es, wenn einer dann geschichten aus seiner persönlichen sammlung kramt und mit erfahrungen prahlt. weil alle zuhörer ja nicht abschätzen können, wie war das ist. so erzählte ein betrunkener verwandter von seinem erlebnis in deutschland, als ihm die polizisten angeblich wegen seiner hautfarbe seinen rucksack voller steine ausleerten. alle 20 männer, die der geschichte lauschten und ihr durch die filme produziertes bild von den deutschen im kopf dazu mischten, mussten nun wirklich eine ganz schlechte meinung von den deutschen haben. wenn so etwas dann lautstark erzählt wird, kann ich nicht einfach still sein und mir meinen teil denken. ich würde mich später ganz feige fühlen. wenn ich jedoch diskutiert habe, geht’s mir auch nicht wirklich besser. um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was die beste lösung ist. aber vielleicht ist es gut, auf solche anschuldigungen vorbereitet zu sein. denn die kommen mit sicherheit!

das programm „gute regierungsführung auf dezentraler ebene und armutsminderung“

nach meinem schönen vormittag mit abschieds-gruppenfotos mit 90 uniformierten, fuhr ich abends nach villarica um dort in meinem altbekannten hotel, in dem ich auch meinen geburtstag verbracht habe, zu nächtigen. morgens um 5:20 h gings nach maciel im bundesstaat caazapa, wo ich an einer schulung in einem winzigen gymnasium beiwohnte . diesmal ging es um die vorbereitung der rechenschaftslegung, die am 12.4. stattfinden wird.
wieder waren die teilnehmer ganz jung, diesmal nicht älter als 16 jahre alt und die mädchen, mich in der pause umringend, wollten gerne dass ich ihnen deutsche sätze in ihre hefte schreibe. na klar, mach ich doch gerne.
was ist nun eine rechenschaftslegung und was macht die gtz hier.
hierzu muss ich ein bisschen ausholen.
paraguay ist, wie schon im anderen post erklärt, eines der korruptesten länder der welt. seine bevölkerung hat so wenig vertrauen zu seiner regierung, dass es eine diktatur der herrschenden demokratie vorziehen würde, wenn sich die lage des landes dadurch verbessern würde. wegen der enttäuschung über die politik, geht niemand zur wahl außer den anhängern der colorados, die seit 65 jahren an der macht sind.
ein programm der gtz in paraguay nennt sich „gute regierungsführung auf dezentraler ebene und armutsminderung“. ziel ist es, dass bestimmte kommunen die lokale entwicklung in effizienter, partizipativer und transparenter form gestalten. zum einen geht es um das management, wozu die gtz die beamten und den bürgermeister in schulungen weiterbildet, um ihren haushalt effizienter verwalten zu können.
dann geht es ganz stark um die bürgerbeteiligung. in einer partizipativen haushaltsplanung können bürger aktiv projekte vorstellen, für die, ihrer meinung nach, geld ausgegeben werden sollte. des weiteren soll alles geld, das die gemeinde ausgibt öffentlich, in den so genannten rechenschaftslegungen dargelegt werden. die gtz hilft unter anderem bei der organisation eines solchen events.
das alles hört sich ja gut und schön an. das problem ist aber, dass paaguay ein bauernstaat ist. will heißen, viele sprechen eher guaraní als spanisch, viele sind analphabeten und da die gemeinde ihnen sowieso keine serviceleistungen bietet, fühlen sie sich auch nicht angesprochen, wenn sie zu einer rechenschaftslegungen eingeladen werden. wenn sie, wegen des angebotenen snacks dann doch zur rechenschaftslegung kommen, verstehen sie erstmal sowieso nicht, was die zahlen bedeuten, die ihnen in der powerpointpräsentation angezeigt werden. außerdem würden sie es nicht wagen etw ihrem bürgermeister entgegen zu setzen. und so bleibt alles bei einer schein-transparenz und schein.demokratie.
die gtz arbeitet eher dezentral. für jeden bereich und für jede region gibt es andere zuständige, die sich aber einmal wöchentlich treffen. so unterschiedlich wie die menschen sind, so sind auch die vorstellungen von der realisierung der projektziele.
in victor habe ich einen sehr komptenten jungen mann gefunden, der genau das thema behandelt, über dass ich arbeiten möchte. es geht um demokratie-lernen.
die schulung, die die gtz macht, soll sich nicht nur an die beamten der gemeinden richten sondern auch an die zivilbevölkerung. schüler und eltern, bauern und städter sollen verstehen, was die aufgaben eines bürgermeisters sind, was zu den rechten der bürger gehört, wieviel man ungefähr für die täglichen utensilien in einer gemeinde ausgibt und was eindeutig zu viel ist. die jungen menschen sollen dadurch zu kritischen bürgern erzogen werden um irgendwann selbst etwas in der politik zu verändern.
ein ganz spannendes thema!
diese damen hab ich in yataity getroffen. ich lief auf der strasse an ihnen vorbei, sie blickten hoch un laechelten, ich laechelte auch, lief weiter und drehte dann wieder um um mich ein bisschen mit ihnen zu unterhalten. und ein schoenes foto von ihrer handarbeit zu schiessen.
ih muss schon sagen, herzlich sind sie schon die paraguayer. die beiden luden mich gleich ein mich zu ihnen zu setzen. aber ich musste weiter um mir eine haengematte zu kaufen und dann wieder nach asuncion zurueckzukehren.
die schoene erinnerung bleibt!

Die Korruption in Paraguay


letzten sonntag habe ich einen schönen, kleinen ausflug gemacht. in deutschland hatte ich schon mal geschaut, wer denn so mitglied im hospitalityclub ist und in asuncion lebt, und schrieb schon von deutschland ein paar menschen an. so kam ich zu dem kontakt mit einem jungen rechtswanwalt, der selbst schon einmal in einem projekt der gtz mitgewirkt hat. ireneo arbeitet mittlerweile in einer nicht-regierungs-organisation, die armen
menschen hilft ihr recht vor gericht zu verteidigen oder zu erkämpfen. er, seine französische freundin, wolfi, pati und ich machten heute einen ausflug zum fluss. die gegend am fluss ist eigentlich ziemlich gefährlich und wer sich in das armenviertel hineinwagt, kommt nur selten heil wieder heraus. aber der hafen ist recht sicher. ich war gespannt auf diesen teil der stadt, die in sich doch so zerissen wirkt. mit einem kleinen bötchen setzten wir über und konnten asunción plötzlich von einer ganz anderen perspektive betrachten. auf der anderen seite gab es wenig zu sehen und so saßen wir einfach unter einem baum im schatten und erzählten ein wenig. später sprach ich mit ireneo über die lage in paraguay, die korruption. er erzählte, dass alles alles alles nur mit korruption laufe. im gericht, wie in der polizei, in der einzelnen firma. er sprach von den millionen, die paraguay durch steuerhinterziehung verloren gingen. von den millionen, die für die armee ausgegeben würden, im gegensatz zum bildungssystem und dem gesundheitssystem. er erzählte von den schulden, die paraguay gegenüber brasilien hat aus unerfindlichen gründen und die paraguay niemals zurückzahlen kann, wegen dem hohen zins.

von den mittlerweile 20 turbinen des itaipú-staudamms, dem langezeit größten staudamm der welt, darf paraguay nur eine einzige benutzen. und paraguay ist ohne strom, weshalb beispielsweise waschmaschienen hier mit kaltem wasser waschen.

man hofft auf den regierungswechsel nach 60 jähriger colorad-herrschaft. präsidentschaftskandidat lugo will die ungerechtigkeit des schuldenvertrags vor das welt-gericht bringen, dass über zwiste zwischen staaten entscheidet. aber die liberalen sind zersplittert. viele wünschen sich den wechsel, aber ob er bei der korruption überhaupt passieren kann, stelle ich in frage.

das einzige argument, das für die möglichkeit eines wechsels spricht ist die frühere sehr niedrige wahlbeteiligung der bevölkerung, die desillusioniert weil ein wechsel in der diktatur nicht möglich war, auch nicht zur wahl ging, diesmall mehr hoffnung hat. es könnte also sein, dass die wahlbeteiligung diesmal steigt und dadurch die liberalen doch eine chance haben. von wahlwerbung der liberalen sieht man - im gegensatz zu den bunten demonstrationen und feiern der colorados- wenig. wir sind alle gespannt auf die wahlen ende april.

Dienstag, 1. April 2008

In der Polizeischule

Ganz ganz müde bin ich heut.. wovon? vom vielen lächeln und aufmerksamkeit schenken. wem? den 85 polizeischülern der polizeischule, die wir über umweltschutz aufklärten. die 19 bis 24 jährigen polizeischüler werden hier auf ihre arbeit im chaco vorbereitet. der chaco ist ein riesiges gebiet in suedamerika, dass sich über argentinien, bolivien und paraguay erstreckt. es zeichnet sich durch dürre und trockenheit aus und durch eine sehr geringe bevölkerungsdichte. zwischen den drei ländern gibt es eine konvention und ein gemeinsames schulungs-projekt für die menschen, die im chaco lehrenden funktionen haben. auch diese jungs werden solch eine rolle einnehmen. neben den konventionellen aufgaben eines polizisten sollen sie in den abgelegenen regionen des chacos auch das amt des lehrers übernehmen. verschiedene organisationen haben in gemeinsamer arbeit ein informationspacket herausgegeben, mit dessen hilfe die jungen polizisten den menschen im chaco den umweltschutz näher bringen können. zu finden sind legenden und geschichten aus den drei chaco-Staaten, naturwissenschaftliche informationen und geografische karten.
die fortbildung hat unglaublich spaß gemacht, die jungen menschen waren sehr wissbegierig und offen. in der pause standen mal so zwanzig jungs um mich rum und stellten mir immer wieder dieselben fragen. wie lang ich schon in paraguay sei und wie lange ich noch bliebe. warum ich nicht länger bliebe. ob ich guaraní verstünde. in diesem direkten austausch lernt man viel von den menschen. ich fühle mich immer wohler hier.
zudem hat das ganze in einer ganz schönen gegend stattgefunden. asunción liegt ja direkt am río paraguay. wenn man diesen überquert befindet man sich sofort in einer anderen klimazone, nämlich schon des beginnenden chacos. die vegetation ist eine andere, nur noch büsche wachsen, der boden ist von solch einer konsistenz, dass er wasser nicht aufnehmen kann. wenn es also mal regnet, steht alles unter wasser. das dorf und die polizeischule befanden sich direkt am fluss. als ich mal kurz durch die gegend spazierte, traf ich frei herumlaufenden kühe und pferde. am fluss unterhielt ich mich mit zwei hobbyfischern, während grünes gewächs langsam den fluss hinuntertrieb. sie liessen mich sogar ein bisschen fischen... bunte wäsche hing auf der leine, ruhe.
und die magdalena ist glücklich.
ich habe freunde, ganz wundervolle menschen in meiner nahen umgebung.witzige mitbewohner, sehe und lerne viel, kann im t-shirt herumlaufen, obwohl es gerade um ca 13 grad kälter ist als noch vor zwei tagen. ich bin müde, aber sehr erfüllt. ja, es macht mir wirklich gerade spaß! und ich vermisse das jetzt schon

Montag, 31. März 2008

Montag, der 31.3. oder doch Freitag der 13.?

heut ist ein ausserordentlicher tag. es regnet. um 7 klopft wolfi und berichtet mir aufgeregt, dass sein ganzes zimmer unter wasser stehe, weil es ein loch im dach gibt. dann erzählt mir muskelzwerg dj auch noch, dass er die kleinen ameisen, die überall herumkrabbeln und mich wirklich gerade zur weissglut treiben, einfach mitisst. ja, auch eine metode an das noetige eiweiss zu kommen.

der weg zur arbeit wird zum spiessrutenlauf, weil mich die vorbei fahrenden autos ganzkörper-nass machen und dann fällt auch noch der strom im ganzen stadtviertel aus. jetzt sitze ich im dunkeln, aber mein laptop hat ja noch batterie. willkommen in paraguay!

Der Besuch bei Escultor Hermann Guggiari





schon in der ersten woche hatten wolfi und ich dem künstler guggiari ungeplanter weise einen besuch abgestattet. das begab sich so: wenige hunert meter von unserem haus entfernt sahen wor am straßenrand das schild „El bosque de los artistas“ („Der Wald der Künstler“). die verschiedenen eingänge schienen in einen geheimnisvollen wald zu führen, mit gewundenen treppen und kugelförmigen gebilden. mehrmals war ich schon neugierig an dem garten vorbei gelaufen. als ich mit wolfgang, meinem deutschen mitbewohner dort entlang lief, nahmen wir uns das herz den garten zu betreten. da war eine riesigie erdkugel, treppchen führten zu einer terasse, da war ein haus on form einer noch größeren kugel, treppen wanden sich viele meter hoch um einen baumstamm und führten in den wipfeln zu einer baumhaus-plattform. wir wagten uns schritt für schritt und ein kunstwerk nach dem anderen entdeckend in den garten hinein, bis plötzlich zwei hunde um uns herumsprangen. sie wurden zurück gerufen und wir eingeladen doch näher zu treten. und so lernten wir den berühmten hermann guggiari kennen.

er ist einer der berühmtesten künstler paraguays, stellte in der expo in sevilla für paraguay das „ei des kolumbus“ aus. ein kunstwerk von ihm steht im vatikan. mittlerweile ist der mann 86 jahre alt und von alter gezeichnet. weil er sich bewusst ist, wie kurz sein leben noch ist, macht er alles, was ihm in den sinn kommt sofort. zum beispiel seine schwester anrufen, damit wir uns mit ihr auf deutsch unterhalten. oder uns sein flaschenhaus zeigen. das haus ist ganz aus agbesägten flaschenkörpern gebaut, deren öffnungen ins innere zeigen. dadurch gibt es in dem gewölbe eine ganz besondere akustik. denn jeder ton fängt sich in den flaschen und kehrt erst ein oder zwei sekunden später zurück zur mitte. so entsteht ein wiederhall, den der erste violinist des symphonieorchesters in berlin ausgenutzt hat und hier gespielt hat.

am samstag besuchten wir den alten mann wieder, den wir diesmal mit seiner frau antrafen. ganz interessant war das. wir erfuhren, dass guggiaris vater, pedro bruno guggiari war, der für die meisten beste liberale bürgermeister von asuncion. auch guggiaris frau, Deidamia Banks, stammt aus einer bekannten familie. guggiari hat in seinem leben gegen die diktatur gekämpft und für die demokratie.

es war sehr freundlich wie diese alten menschen von ihrem leben berichteten. auf unsere bitte zeigte uns der künstler noch weitere seiner kunstwerke, an denen er heute noch zu arbeiten scheint. als er gerade wolfgang etwas erklärte, sprach ich mit der alten frau. sie erzählte mir an, dass sie oft wegen ihrem mann geweint habe und dass sie ihn doch liebe. was ich schon von anfang in ihrem gesicht gelesen hatte, bestätigte sich durch ihre worte. sie war eine der künstlerfrauen, die ihre männer mit aller kraft unterstützen und selbst doch nie entlohnt werden für ihre unterstützung. denn bis heute steht nur der alte künstler im rampenlicht. ich hab in ihren augen gesehen, wie sehr sie in ihrem leben darunter gelitten hat. sie bat mich, ihr noch einmal einen besuch abzustatten, bevor ich paraguay verlasse. und ich habe ihr das versprechen gerne gegeben.

Die typischen paraguayischen Häuser

Ja, was ganz interessantes hab ich hier entdeckt! die zwei-häuser-bauweise. am samstag war ich nämlich mit ein paar leuten aus dem internat bei pati (einer freundin, die ich von der reise nach ibicuí kenne) und ihren leuten bei ihr zu hause. wolfi hat was feines gekocht und hinten im patio wurde gegessen. in den ein klein wenig wohlhabenderen, einstöckigen häusern ist es nämlich so: erst gibt es das haus. nach hinten raus kann man in den hinterhof treten. dort ist neben dem lehmofen zum grillen und dem tisch und den bänken ein zweites, kleineres haus, in dem oft die bedienstete wohnt oder in dem besucher schlafen können. es sieht dem ersten haus ganz ähnlich, nur das es weniger zimmer hat. ein halbes haus sozusagen hinter dem ganzen, so etwas habe ich bisher noch nirgends gesehen.

Asunción – die gefährliche Stadt?

(für potenzielle Paraguay-Reisende)

wenn man den erzählungen glauben schenkt, ist man schon überfallen worden, bevor man einen fuß vor die haustür gesetzt hat. ich denke, man muss einfach vorsichtig sein, immer etwas wachsam und sich keinen unnötigen gefahren aussetzen. das wären vor allem: abends nicht mehr mit dem bus fahren, sich nicht mit größeren wertsachen wie laptop öffentlich zeigen, nicht mit dem handy im bus telefonieren. wenn man aber einfach auf sein gutes bzw ungutes gefühl hört, passiert einem meiner meinung nach nichts.

Freitag, 28. März 2008

Die Aufmerksamkeit der Männer

Wer als Frau nach Lateinamerika kommt, wird sich innerhalb weniger Minuten klar werden, dass sich in ihrem Leben für die Zeit des Aufenthalts einiges ändern wird. Hauptsächlich auf der Straße. Denn hier ist Frau nicht mehr Mensch sondern hier ist frau eine Prinzessin, eine Königin, eine Schönheit, die Liebe. Und das hört eine Frau dann auch ständig. Eigentlich hört sich das schön an und manchmal finde ich das wirklich schön. Ich bin gerne eine Prinzessin! Aber leider nimmt die Aufmerksamkeit nicht immer solche Formen an. Da wird einem zugezischelt (sss…ssss) oder lautstark hinterhergerufen, da wird gehupt, da starren einem die Männer mit lechzendem Blick ungefähr mal 2 Minuten unverholen auf die Brust, da halten Autos an.

Ich denke, man muss einfach lernen damit umzugehen. In die Augen zu schauen, ist wie ein Angebot zum Sex. Aber weil es nicht meine Art ist jemandem nicht in die Augen zu schauen, blicke ich dem anderen kurz direkt ins Gesicht und senke dann den Kopf, damit ich noch weiterlaufen kann. Im Grunde ist es aber einfach eine Gepflogenheit in Lateinamerika, an die man sich gewöhnen muss, an die man sich aber auch gewöhnen kann.

Natürlich hat auch das indirekt etw mit Bildung zu tun, denke ich. Die gebildeten Männer nämlich, behandeln eine weiße Frau nicht anders als jeden anderen Gegenüber.

Dazu ein Gedanke, der mir kam:

Die ungebildeten Männer kennen weiße Frauen hauptsächlich halbnackt, von riesengroßen Werbeplakaten. In der Realität haben sie wenig Kontakt zu ihnen. Ich stelle mir vor, dass weiße Frauen für sie sind, wie Wesen von einer anderen Welt. Natürlich sind sie neugierig, so ein Wesen nun in Wirklichkeit zu sehen. Sie möchten mit ihm sprechen, wenigstens in Augenkontakt treten, wollen gesehen werden. Vielleicht ergeht es ihnen wie mir in Schweden, als mich auch niemand angesehen hat und ich darunter sehr gelitten habe. Auf den Gedanken kam ich, als ich an Bauarbeitern vorbeikam, die hoch oben auf einem Dach arbeiteten. Wie wild sie geschriehen haben, bis ich ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Ich dachte nur, dass sie die Distanz nicht ertragen können, die zwischen mir und ihnen steht. Eben WEIL ich weiß bin und sie dunkel.

Männer mit mehr Bildung hingegen zeigen kein besonderes Interesse an mir. Erstens weil sie wirklich mehr Kontakt zu weißen Frauen haben und zweitens weil sie in eine Kultur von Konventionen eingebunden sind, in denen man sich eben nicht so verhält.

Bildung oder Kultur, das ist es. In Bolivien beispielsweise, sind die Leute sehr arm und bestimmt nicht mehr gebildet als in Paraguay. Aber die Kultur, die Tradition ist noch sehr präsent. Eingebunden darin, würde ein Bolivianer nie auf die Idee kommen, einer Frau hinterher zu pfeifen. Das verbietet die Kultur der Schweigsamkeit. In Paraguay sind die Konventionen der einstigen Kultur durch die die Zwangsvermischung von Weißen und Indios, ja die Ausmerzung der indigenen Kultur nicht mehr stark.

Die Kunst, das Leben zu verkomplizieren

Generell finde ich das Leben etwas kompliziert hier. Nichts geht einfach so, überall gibt es Verbote. In Deutschland hört man oft wie die Leute gegen die deutsche Bürokratie wettern. Jenen würde ich raten einmal nach Lateinamerika zu kommen.

So ist es zum Beispiel gar nicht so einfach ein Buch im Geschäft zu kaufen. Mindestens zwei bis drei Verkäuferinnen sind damit beschäftigt Zettelchen und Quittungen auszufüllen. Nachdem man sich etwas im Geschäft ausgesucht hat, kriegt man von der einen Verkäuferin zunächst ein handschriftlich ausgefülltes Zettelchen auf dem Preis und Artikel stehen. Mit dem geht man zu Dame 2 an der Kasse, bezahlt. Manchmal wird das Buch noch von Dame 3 eingepackt und mit einem neuerlichen Zettel darf man sich die gekaufte Ware dann wieder bei Dame 1 abholen.

Ich finde das alles schon manchmal anstrengend, glaube aber zurückführen zu können woher diese Art das Leben anzugehen kommt. Ein bisschen hat das auch mit dem Thema meiner Masterarbeit zu tun. Die Menschen hier haben seit sie denken können in einer Diktatur gelebt, in der niemand etwas entscheiden durfte, in der es immer einen Vorgesetzen gab. In der niemand Verantwortung hatte, aber auch sein Leben nicht in die Hand nehmen durfte. Zwar ist die Diktatur vorbei, die Strukturen gibt es jedoch noch. Niemand glaubt etwas selbst entscheiden zu dürfen, immer verweist man auf einen Chef.

Zudem sind viele ungebildet. Klar, dass einer es nicht wagt, etw selbst zu entscheiden, wenn er nicht ausmachen kann, welche Konsequenzen das haben könnte, wenn er Angst um seine Arbeitsstelle hat.

Hier noch ein paar Beispiele, wie man sich das Leben verkomplizieren kann:

Beispiel Nr.1: Heute war ich in der Universidad Nacional de Asunción (UNA).Ein wunderschoener Regenwald-Campus mit suptropischem Klima. Ich bin dorthin gefahren, weil ich mir gerne Bücher für meine Masterarbeit ausleihen wollte. Aber ein solch einfaches Vorhaben kann in Paraguay schon etw komplizierter werden. Zunächst durfte ich ja sowieso keine Bücher ausleihen. Deswegen begleitete mich mein Mitbewohner Lukas, ein argentinischer Architekturstudent im Austauschsemester. Die Bücher sucht man sich natürlich nicht selbst (wie könnte man etwas eigentständig machen dürfen in Paraguay). Ein Angestellter sucht einem das Buch. Anschauen darf man es sich nicht einfach so. Erst muss der Pass hinterlegt werden. Um ein Buch auszuleihen, musste Lukas erst seinen Studentenausweis kopieren, die Angestellten ließen ihn bei irgendeiner Stelle verifizieren, er musste Papiere ausfüllen und nochmals Papiere bis wir dann schließlich Bücher ausleihen konnten. Aber maximal drei. Weil zu viele Studenten von seiner Fakultät schon Bücher ausgeliehen haben und die erstmal zurückgegeben werden müssten, bevor neue ausgeliehen werden können. Dann wollte ich gerne aus zwei Büchern Fotokopien machen. Nein, das ist verboten. Wie konnte es anders sein. Entweder konnte ich also die zwei Bücher ausleihen, zur Fotokopierstelle laufen, wieder zurückkommen, die Bücher zurückgeben und meine drei Bücher ausleihen. Ansonsten hätte mich einer des überzähligen Personals begleitet. Man hat ja sonst nichts zu tun. Ich wählte erste Möglichkeit, lief zum Kopierraum, dort warteten die Leute, die für einen kopierten, lief wieder zurück zur Bib, in einem aufwenigen Karteikartensystem wurde dann die Bücher ausgeliehen, dass ich genau in einer Woche zurückgeben muss. Fast zwei Stunden hat die ganze Prozedur gedauert…ich sag nur, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Beispiel Nr.2: Ich habe kein richtiges Licht in meinem Zimmer und so ist abends ziemlich dunkel. Lampen haben sie in dem riesigen Supermarkt nicht, der fast so viele Mitarbeiter beschäftigt wie er Artikel hat, sondern nur Verlängerungskabel. So eins hatte ich gestern gekauft. Weil das doch nicht das richtige war, wollte ich dieses heute gegen ein anderes umtauschen. Wieder ein Ding der Unmöglichkeit… Der Mitarbeiter marschierte mit mir durch das Geschäft zum Chef. Jener lief mit mir wieder herum, telefonierte, ging schließlich zur Kasse. Aber dummerweise war dieser neue Artikel jetzt günstiger als der erst gekaufte. Das ging natürlich nicht. Ich sollte mir noch etwas kaufen, damit sie mir kein Geld raus geben mussten. Aber wie macht man das nun, fragten sich die Kassiererinnen… jetzt musste ich ja weniger für den zweiten Artikel bezahlen wegen der Differenz zwischen den Verlängerungskabeln... Zu zweit haben sie dann wild her gerechnet, bis sie dann endlich raushatten, wieviel ich zurückbekomme. Aber so lange ich darüber noch lachen kann, ist alles fein.

Was man in Paraguay so isst...



Wie in den meistern bäuerlichen Kulturen ist die Vielzahl von Speisen sehr begrenzt. Gegessen wird hauptsächlich Fleisch (wobei Hünchen oder Würste nur als Beilage gilt). Und das am besten dreimal am Tag. Gemüse wird gar nicht gegessen, höchstens noch Mandioka, eine Wurzel ähnlich der Kartoffel. Das Nationalgericht ist zum einen die Sopa (rechts im Bild). Auf sie sind die Paraguayos besonders stolz, denn Paraguay ist das einzige Land, in dem eine Suppe gegessen wird, welche so fest ist wie ein Kuchen... Das zweite Gericht ist die Chipa, ein Gebäck aus Maismehl, das in Milch getunkt werden kann, wenn es gar zu trocken ist (links im Bild) und das in einem großen Lehmofen gebacken wird.

Dazu trinkt man morgens den Cocido. Ein Café gekocht aus den selben Kräutern, die auch im Tereré sind, nur warm und mit Milc
h und Zucker.
Auf den Bildern zu sehen sind Jorges Mutter, Vatter und im Hintergrund die unglaublich fröhliche Schwester Lis.

Dienstag, 25. März 2008

Ostern in paraguay

sicher seid ihr ganz gespannt, wie ostern in paraguay gefeiert wird. ich sage nur: anders als ich mir das je vorgestellt hätte… wenn man das fest mit einem wort beschreiben wollte, würde FAMILIENFEST es wohl am ehesten treffen. mit familie sind aber nicht mama, papa und die kinder gemeint sondern auch noch cousins, tanten, schwager, oma, opa, uroma. und weil die familien bis zu 10 kinder haben, sind dann schon mal 60 leute auf einem haufen. man trifft sich dann auf dem land und spielt zusammen fußball (natürlich ausschließlich die männer), volleyball (gemischt), oder man schaut gespannt zu, quatscht und trinkt tereré. zu erzählen gibt es viel, denn die familie trifft sich nur einmal im jahr zu ostern, jeder weiß bescheid, jeder ist dabei.

aber nun mal die geschichte ganz von vorne. am donnerstag wurden wolfi (der einzige deutsche wohnheimsmitbewohner) und ich von jorge abgeholt. jorge ist wolfis arbeitskollege im krankenhaus und hat uns beide eingeladen die „semana santa“ mit ihm und seiner familie in coronel oviedo zu verbringen. als wir mittags in der wenig schönen stadt ankamen, wurden wir freudig von der großen kleinfamilie begrüßt.

zu neunt aßen wir die speisen, die hier meistens gegessen werden: sopa paraguaya, chipa, hühnchen, schwein, rind, mandioka. in gedenken an das letzte abendmahl wurde reingehauen, als ob am nächsten tag eine hungersnot ausbrechen würde.

man erzählte mir, dass viele sich an diesem tag so überfressen, dass sie dann die folgenden tage krank im bett lägen. bei uns wurde aber keiner krank. vielleicht ein wenig müde. und dazu war ja die siesta da, die an diesem wochenende ausgiebig zelebriert wurde. von 1 bis 4 wurde also geruht, danach gings aufs land zum familiensport, abends saß man noch zusammen und noch später trafen sich die männer (und ich) zum bier trinken vor dem haus eines onkels. am freitag wurde gefastet. will heißen: einen tag im jahr kein fleisch essen. wie sehr die paraguayos darunter gelitten haben ist kaum vorstellbar. obwohl ja genauso gefuttert wurde, wie am donnerstag auch. nur diesmal gabs riesige fische.

wieder traf sich also die ganze familie auf dem land. die männer waren schon dabei zu schnippeln und zu kochen als wir ankamen. bei ca. 38 grad suchten alle anderen schutz im schatten bis der fisch schließlich der bequemlichkeit halber im stehen gegessen wurde. ich ueberredete ein paar leute dazu eine kleine wanderung zu machen. wir machten uns auf den weg zu einem kleinen flüsschen und wateten durch das wasser. ach war das herrlich, die abkühlung bei der hitze! nachdem wir dann schließlich in die stadt zurückkehrten, gings zu perla, jorges älterer schwester. wieder versammelte sich ein ganzer haufen von familienmitgliedern um in im patio, also der autoeinfahrt vor der garage karaoke zu singen. bis in die tiefe nacht wurde geträllert was das zeug hielt, hoch und tief und falsch und wunderschön! der samstag war erfüllt von siesta. den ganzen tag wurde nur geschlafen. abends fuhren wir auf die estancia (das landgut) eines freundes. dessen familie war dort versammelt, man saß im kreis, jorge gab lieder in guaraní zum besten. anschließend gings zur kerb/kirmes in ein dorf, in dem der übliche stierkampf veranstaltet wurde. das war einerseits etwas ganz buntes, mit traditioneller musik, einem clown als moderator, der gemeinsam mit den toreros rollen über den rücken des tieres machte, den stier am schwanz zog usw. gleichzeitig war man innerlich sehr distanziert ob den schmerzen des tieres, so dass man das spektakel kaum genießen konnte. der sonntag war dann endlich so, wie ich mir einen tag in dieser wunderschönen gegend gewünscht habe. morgens starteten wir einen versuch uns mal einen ostergottesdienst in paraguay anzusehen, aber der fiel aus irgendwelchen gründen.

also gings los zur deutschen kolonie independencia. die wurde von den aus deutschland flüchtenden nazis gegründet, unter anderem doktor mengele und einwanderungswellen von neonazis, die sich dort besser aufgehoben fühlen als in deutschland selbst. ich fand das sehr interessant und war gespannt auf ein kleines deutschland in paraguay. da hatte ich mir aber zu viel versprochen. das einzige deutsche waren ein paar straßennamen wie grünau oder ähnliches. wir machten auch nicht halt sondern fuhren gleich weiter den erd und steinweg zum salto suizo. ihr glaubt nicht, wie schön allein die fahrt war! ich stand hinten auf dem jeep, um mich herum flatterten hunderte von schmetterlingen, die luft roch nach würzigen kräutern, die sonne lachte, die urwaldhügel in der ferne. nach einer wanderung und einer steilen kletterei durch den urwald, in dem giftschlangen und –spinnen sich zwischen avokadobäume schlängelten, erreichten wir 9 den oberen teil des wasserfalls mit einer aussicht über das ganze land.