Ich habe euch schon erzählt, dass in Haiti
eine ganz andere Dynamik zu spüren ist als in Kuba. Zwar haben die Haitianer
sehr wenig und wünschen sich natürlich ein einfacheres Leben. Sie wünschen sich
Bildung für ihre Kinder und Entwicklung fürs Land. Aber die wenigsten haben den
zwingenden Wunsch ihre Heimat zu verlassen, wie es in Kuba der Fall ist. Denn in
Haiti gibt es keinen Staat der Deckel fest geschlossen hält. In Haiti kann man
noch träumen und wer sich sehr anstrengt in der Schule und noch dazu viel Glück
hat, kann es ein Stück weiter schaffen. Wenn er viel viel Geld spart, könnte er
sogar auch einmal ins Nachbarland oder nach Europa.
In Kuba kann man sich auch anstrengend und
sich gut einrichten, aber eine Ausreise ist kaum möglich. Das ist das eine. Zum
anderen werden die Kubaner aber auch zu einem Obrigkeitsgehorsam erzogen,
vielleicht kann man es auch Passivität oder Schicksalsergebenheit nennen, denn
jedes Aufbegehren ist verboten.
Und Vater Staat kümmert sich ja um alles.
Die Bildung, die Arbeit, die Freizeit. Er teilt Wohnungen zu und verteilt
Medikamente. Im staatlichen Fernsehen laufen nicht nur gute,
anti-kapitalistische Filme sondern pädagogische Unterbrechungen (Leute, spart
Energie, Kinder geht nach draußen spielen, keine Macht dem Alkohol, usw.), anstelle
von den unsrigen Werbesendungen. Der Staat subventioniert auch den Sport, die
Musik und alles scheint perfekt durchdacht. Jeder wird in seine Bahnen geleitet
und ist aufgehoben im sozialen Gefüge.
Aber da ist eben ein Denkfehler: ein
Mensch, der so gebildet ist, möchte irgendwann für sich Verantwortung
übernehmen und selbst entscheiden, wo er lebt, was er sich im Fernsehen ansieht
und im Internet schauen, was sonst noch auf der Welt passiert und was der Staat
evtl. nicht zeigen möchte.
Plattenbauten in Sagua |
Und so sitzen die Kubaner in ihrer Kiste
und hämmern gegen den Deckel anstatt ihre Energie in ihr Land zu stecken. Raus,
will jeder ohne zu wissen, dass auch das Leben woanders nicht nur golden ist.
Aber das wissen sie ja nicht, diese unglücklichen Bewohner der Karibik.