Montag, 31. März 2008

Montag, der 31.3. oder doch Freitag der 13.?

heut ist ein ausserordentlicher tag. es regnet. um 7 klopft wolfi und berichtet mir aufgeregt, dass sein ganzes zimmer unter wasser stehe, weil es ein loch im dach gibt. dann erzählt mir muskelzwerg dj auch noch, dass er die kleinen ameisen, die überall herumkrabbeln und mich wirklich gerade zur weissglut treiben, einfach mitisst. ja, auch eine metode an das noetige eiweiss zu kommen.

der weg zur arbeit wird zum spiessrutenlauf, weil mich die vorbei fahrenden autos ganzkörper-nass machen und dann fällt auch noch der strom im ganzen stadtviertel aus. jetzt sitze ich im dunkeln, aber mein laptop hat ja noch batterie. willkommen in paraguay!

Der Besuch bei Escultor Hermann Guggiari





schon in der ersten woche hatten wolfi und ich dem künstler guggiari ungeplanter weise einen besuch abgestattet. das begab sich so: wenige hunert meter von unserem haus entfernt sahen wor am straßenrand das schild „El bosque de los artistas“ („Der Wald der Künstler“). die verschiedenen eingänge schienen in einen geheimnisvollen wald zu führen, mit gewundenen treppen und kugelförmigen gebilden. mehrmals war ich schon neugierig an dem garten vorbei gelaufen. als ich mit wolfgang, meinem deutschen mitbewohner dort entlang lief, nahmen wir uns das herz den garten zu betreten. da war eine riesigie erdkugel, treppchen führten zu einer terasse, da war ein haus on form einer noch größeren kugel, treppen wanden sich viele meter hoch um einen baumstamm und führten in den wipfeln zu einer baumhaus-plattform. wir wagten uns schritt für schritt und ein kunstwerk nach dem anderen entdeckend in den garten hinein, bis plötzlich zwei hunde um uns herumsprangen. sie wurden zurück gerufen und wir eingeladen doch näher zu treten. und so lernten wir den berühmten hermann guggiari kennen.

er ist einer der berühmtesten künstler paraguays, stellte in der expo in sevilla für paraguay das „ei des kolumbus“ aus. ein kunstwerk von ihm steht im vatikan. mittlerweile ist der mann 86 jahre alt und von alter gezeichnet. weil er sich bewusst ist, wie kurz sein leben noch ist, macht er alles, was ihm in den sinn kommt sofort. zum beispiel seine schwester anrufen, damit wir uns mit ihr auf deutsch unterhalten. oder uns sein flaschenhaus zeigen. das haus ist ganz aus agbesägten flaschenkörpern gebaut, deren öffnungen ins innere zeigen. dadurch gibt es in dem gewölbe eine ganz besondere akustik. denn jeder ton fängt sich in den flaschen und kehrt erst ein oder zwei sekunden später zurück zur mitte. so entsteht ein wiederhall, den der erste violinist des symphonieorchesters in berlin ausgenutzt hat und hier gespielt hat.

am samstag besuchten wir den alten mann wieder, den wir diesmal mit seiner frau antrafen. ganz interessant war das. wir erfuhren, dass guggiaris vater, pedro bruno guggiari war, der für die meisten beste liberale bürgermeister von asuncion. auch guggiaris frau, Deidamia Banks, stammt aus einer bekannten familie. guggiari hat in seinem leben gegen die diktatur gekämpft und für die demokratie.

es war sehr freundlich wie diese alten menschen von ihrem leben berichteten. auf unsere bitte zeigte uns der künstler noch weitere seiner kunstwerke, an denen er heute noch zu arbeiten scheint. als er gerade wolfgang etwas erklärte, sprach ich mit der alten frau. sie erzählte mir an, dass sie oft wegen ihrem mann geweint habe und dass sie ihn doch liebe. was ich schon von anfang in ihrem gesicht gelesen hatte, bestätigte sich durch ihre worte. sie war eine der künstlerfrauen, die ihre männer mit aller kraft unterstützen und selbst doch nie entlohnt werden für ihre unterstützung. denn bis heute steht nur der alte künstler im rampenlicht. ich hab in ihren augen gesehen, wie sehr sie in ihrem leben darunter gelitten hat. sie bat mich, ihr noch einmal einen besuch abzustatten, bevor ich paraguay verlasse. und ich habe ihr das versprechen gerne gegeben.

Die typischen paraguayischen Häuser

Ja, was ganz interessantes hab ich hier entdeckt! die zwei-häuser-bauweise. am samstag war ich nämlich mit ein paar leuten aus dem internat bei pati (einer freundin, die ich von der reise nach ibicuí kenne) und ihren leuten bei ihr zu hause. wolfi hat was feines gekocht und hinten im patio wurde gegessen. in den ein klein wenig wohlhabenderen, einstöckigen häusern ist es nämlich so: erst gibt es das haus. nach hinten raus kann man in den hinterhof treten. dort ist neben dem lehmofen zum grillen und dem tisch und den bänken ein zweites, kleineres haus, in dem oft die bedienstete wohnt oder in dem besucher schlafen können. es sieht dem ersten haus ganz ähnlich, nur das es weniger zimmer hat. ein halbes haus sozusagen hinter dem ganzen, so etwas habe ich bisher noch nirgends gesehen.

Asunción – die gefährliche Stadt?

(für potenzielle Paraguay-Reisende)

wenn man den erzählungen glauben schenkt, ist man schon überfallen worden, bevor man einen fuß vor die haustür gesetzt hat. ich denke, man muss einfach vorsichtig sein, immer etwas wachsam und sich keinen unnötigen gefahren aussetzen. das wären vor allem: abends nicht mehr mit dem bus fahren, sich nicht mit größeren wertsachen wie laptop öffentlich zeigen, nicht mit dem handy im bus telefonieren. wenn man aber einfach auf sein gutes bzw ungutes gefühl hört, passiert einem meiner meinung nach nichts.

Freitag, 28. März 2008

Die Aufmerksamkeit der Männer

Wer als Frau nach Lateinamerika kommt, wird sich innerhalb weniger Minuten klar werden, dass sich in ihrem Leben für die Zeit des Aufenthalts einiges ändern wird. Hauptsächlich auf der Straße. Denn hier ist Frau nicht mehr Mensch sondern hier ist frau eine Prinzessin, eine Königin, eine Schönheit, die Liebe. Und das hört eine Frau dann auch ständig. Eigentlich hört sich das schön an und manchmal finde ich das wirklich schön. Ich bin gerne eine Prinzessin! Aber leider nimmt die Aufmerksamkeit nicht immer solche Formen an. Da wird einem zugezischelt (sss…ssss) oder lautstark hinterhergerufen, da wird gehupt, da starren einem die Männer mit lechzendem Blick ungefähr mal 2 Minuten unverholen auf die Brust, da halten Autos an.

Ich denke, man muss einfach lernen damit umzugehen. In die Augen zu schauen, ist wie ein Angebot zum Sex. Aber weil es nicht meine Art ist jemandem nicht in die Augen zu schauen, blicke ich dem anderen kurz direkt ins Gesicht und senke dann den Kopf, damit ich noch weiterlaufen kann. Im Grunde ist es aber einfach eine Gepflogenheit in Lateinamerika, an die man sich gewöhnen muss, an die man sich aber auch gewöhnen kann.

Natürlich hat auch das indirekt etw mit Bildung zu tun, denke ich. Die gebildeten Männer nämlich, behandeln eine weiße Frau nicht anders als jeden anderen Gegenüber.

Dazu ein Gedanke, der mir kam:

Die ungebildeten Männer kennen weiße Frauen hauptsächlich halbnackt, von riesengroßen Werbeplakaten. In der Realität haben sie wenig Kontakt zu ihnen. Ich stelle mir vor, dass weiße Frauen für sie sind, wie Wesen von einer anderen Welt. Natürlich sind sie neugierig, so ein Wesen nun in Wirklichkeit zu sehen. Sie möchten mit ihm sprechen, wenigstens in Augenkontakt treten, wollen gesehen werden. Vielleicht ergeht es ihnen wie mir in Schweden, als mich auch niemand angesehen hat und ich darunter sehr gelitten habe. Auf den Gedanken kam ich, als ich an Bauarbeitern vorbeikam, die hoch oben auf einem Dach arbeiteten. Wie wild sie geschriehen haben, bis ich ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Ich dachte nur, dass sie die Distanz nicht ertragen können, die zwischen mir und ihnen steht. Eben WEIL ich weiß bin und sie dunkel.

Männer mit mehr Bildung hingegen zeigen kein besonderes Interesse an mir. Erstens weil sie wirklich mehr Kontakt zu weißen Frauen haben und zweitens weil sie in eine Kultur von Konventionen eingebunden sind, in denen man sich eben nicht so verhält.

Bildung oder Kultur, das ist es. In Bolivien beispielsweise, sind die Leute sehr arm und bestimmt nicht mehr gebildet als in Paraguay. Aber die Kultur, die Tradition ist noch sehr präsent. Eingebunden darin, würde ein Bolivianer nie auf die Idee kommen, einer Frau hinterher zu pfeifen. Das verbietet die Kultur der Schweigsamkeit. In Paraguay sind die Konventionen der einstigen Kultur durch die die Zwangsvermischung von Weißen und Indios, ja die Ausmerzung der indigenen Kultur nicht mehr stark.

Die Kunst, das Leben zu verkomplizieren

Generell finde ich das Leben etwas kompliziert hier. Nichts geht einfach so, überall gibt es Verbote. In Deutschland hört man oft wie die Leute gegen die deutsche Bürokratie wettern. Jenen würde ich raten einmal nach Lateinamerika zu kommen.

So ist es zum Beispiel gar nicht so einfach ein Buch im Geschäft zu kaufen. Mindestens zwei bis drei Verkäuferinnen sind damit beschäftigt Zettelchen und Quittungen auszufüllen. Nachdem man sich etwas im Geschäft ausgesucht hat, kriegt man von der einen Verkäuferin zunächst ein handschriftlich ausgefülltes Zettelchen auf dem Preis und Artikel stehen. Mit dem geht man zu Dame 2 an der Kasse, bezahlt. Manchmal wird das Buch noch von Dame 3 eingepackt und mit einem neuerlichen Zettel darf man sich die gekaufte Ware dann wieder bei Dame 1 abholen.

Ich finde das alles schon manchmal anstrengend, glaube aber zurückführen zu können woher diese Art das Leben anzugehen kommt. Ein bisschen hat das auch mit dem Thema meiner Masterarbeit zu tun. Die Menschen hier haben seit sie denken können in einer Diktatur gelebt, in der niemand etwas entscheiden durfte, in der es immer einen Vorgesetzen gab. In der niemand Verantwortung hatte, aber auch sein Leben nicht in die Hand nehmen durfte. Zwar ist die Diktatur vorbei, die Strukturen gibt es jedoch noch. Niemand glaubt etwas selbst entscheiden zu dürfen, immer verweist man auf einen Chef.

Zudem sind viele ungebildet. Klar, dass einer es nicht wagt, etw selbst zu entscheiden, wenn er nicht ausmachen kann, welche Konsequenzen das haben könnte, wenn er Angst um seine Arbeitsstelle hat.

Hier noch ein paar Beispiele, wie man sich das Leben verkomplizieren kann:

Beispiel Nr.1: Heute war ich in der Universidad Nacional de Asunción (UNA).Ein wunderschoener Regenwald-Campus mit suptropischem Klima. Ich bin dorthin gefahren, weil ich mir gerne Bücher für meine Masterarbeit ausleihen wollte. Aber ein solch einfaches Vorhaben kann in Paraguay schon etw komplizierter werden. Zunächst durfte ich ja sowieso keine Bücher ausleihen. Deswegen begleitete mich mein Mitbewohner Lukas, ein argentinischer Architekturstudent im Austauschsemester. Die Bücher sucht man sich natürlich nicht selbst (wie könnte man etwas eigentständig machen dürfen in Paraguay). Ein Angestellter sucht einem das Buch. Anschauen darf man es sich nicht einfach so. Erst muss der Pass hinterlegt werden. Um ein Buch auszuleihen, musste Lukas erst seinen Studentenausweis kopieren, die Angestellten ließen ihn bei irgendeiner Stelle verifizieren, er musste Papiere ausfüllen und nochmals Papiere bis wir dann schließlich Bücher ausleihen konnten. Aber maximal drei. Weil zu viele Studenten von seiner Fakultät schon Bücher ausgeliehen haben und die erstmal zurückgegeben werden müssten, bevor neue ausgeliehen werden können. Dann wollte ich gerne aus zwei Büchern Fotokopien machen. Nein, das ist verboten. Wie konnte es anders sein. Entweder konnte ich also die zwei Bücher ausleihen, zur Fotokopierstelle laufen, wieder zurückkommen, die Bücher zurückgeben und meine drei Bücher ausleihen. Ansonsten hätte mich einer des überzähligen Personals begleitet. Man hat ja sonst nichts zu tun. Ich wählte erste Möglichkeit, lief zum Kopierraum, dort warteten die Leute, die für einen kopierten, lief wieder zurück zur Bib, in einem aufwenigen Karteikartensystem wurde dann die Bücher ausgeliehen, dass ich genau in einer Woche zurückgeben muss. Fast zwei Stunden hat die ganze Prozedur gedauert…ich sag nur, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Beispiel Nr.2: Ich habe kein richtiges Licht in meinem Zimmer und so ist abends ziemlich dunkel. Lampen haben sie in dem riesigen Supermarkt nicht, der fast so viele Mitarbeiter beschäftigt wie er Artikel hat, sondern nur Verlängerungskabel. So eins hatte ich gestern gekauft. Weil das doch nicht das richtige war, wollte ich dieses heute gegen ein anderes umtauschen. Wieder ein Ding der Unmöglichkeit… Der Mitarbeiter marschierte mit mir durch das Geschäft zum Chef. Jener lief mit mir wieder herum, telefonierte, ging schließlich zur Kasse. Aber dummerweise war dieser neue Artikel jetzt günstiger als der erst gekaufte. Das ging natürlich nicht. Ich sollte mir noch etwas kaufen, damit sie mir kein Geld raus geben mussten. Aber wie macht man das nun, fragten sich die Kassiererinnen… jetzt musste ich ja weniger für den zweiten Artikel bezahlen wegen der Differenz zwischen den Verlängerungskabeln... Zu zweit haben sie dann wild her gerechnet, bis sie dann endlich raushatten, wieviel ich zurückbekomme. Aber so lange ich darüber noch lachen kann, ist alles fein.

Was man in Paraguay so isst...



Wie in den meistern bäuerlichen Kulturen ist die Vielzahl von Speisen sehr begrenzt. Gegessen wird hauptsächlich Fleisch (wobei Hünchen oder Würste nur als Beilage gilt). Und das am besten dreimal am Tag. Gemüse wird gar nicht gegessen, höchstens noch Mandioka, eine Wurzel ähnlich der Kartoffel. Das Nationalgericht ist zum einen die Sopa (rechts im Bild). Auf sie sind die Paraguayos besonders stolz, denn Paraguay ist das einzige Land, in dem eine Suppe gegessen wird, welche so fest ist wie ein Kuchen... Das zweite Gericht ist die Chipa, ein Gebäck aus Maismehl, das in Milch getunkt werden kann, wenn es gar zu trocken ist (links im Bild) und das in einem großen Lehmofen gebacken wird.

Dazu trinkt man morgens den Cocido. Ein Café gekocht aus den selben Kräutern, die auch im Tereré sind, nur warm und mit Milc
h und Zucker.
Auf den Bildern zu sehen sind Jorges Mutter, Vatter und im Hintergrund die unglaublich fröhliche Schwester Lis.

Dienstag, 25. März 2008

Ostern in paraguay

sicher seid ihr ganz gespannt, wie ostern in paraguay gefeiert wird. ich sage nur: anders als ich mir das je vorgestellt hätte… wenn man das fest mit einem wort beschreiben wollte, würde FAMILIENFEST es wohl am ehesten treffen. mit familie sind aber nicht mama, papa und die kinder gemeint sondern auch noch cousins, tanten, schwager, oma, opa, uroma. und weil die familien bis zu 10 kinder haben, sind dann schon mal 60 leute auf einem haufen. man trifft sich dann auf dem land und spielt zusammen fußball (natürlich ausschließlich die männer), volleyball (gemischt), oder man schaut gespannt zu, quatscht und trinkt tereré. zu erzählen gibt es viel, denn die familie trifft sich nur einmal im jahr zu ostern, jeder weiß bescheid, jeder ist dabei.

aber nun mal die geschichte ganz von vorne. am donnerstag wurden wolfi (der einzige deutsche wohnheimsmitbewohner) und ich von jorge abgeholt. jorge ist wolfis arbeitskollege im krankenhaus und hat uns beide eingeladen die „semana santa“ mit ihm und seiner familie in coronel oviedo zu verbringen. als wir mittags in der wenig schönen stadt ankamen, wurden wir freudig von der großen kleinfamilie begrüßt.

zu neunt aßen wir die speisen, die hier meistens gegessen werden: sopa paraguaya, chipa, hühnchen, schwein, rind, mandioka. in gedenken an das letzte abendmahl wurde reingehauen, als ob am nächsten tag eine hungersnot ausbrechen würde.

man erzählte mir, dass viele sich an diesem tag so überfressen, dass sie dann die folgenden tage krank im bett lägen. bei uns wurde aber keiner krank. vielleicht ein wenig müde. und dazu war ja die siesta da, die an diesem wochenende ausgiebig zelebriert wurde. von 1 bis 4 wurde also geruht, danach gings aufs land zum familiensport, abends saß man noch zusammen und noch später trafen sich die männer (und ich) zum bier trinken vor dem haus eines onkels. am freitag wurde gefastet. will heißen: einen tag im jahr kein fleisch essen. wie sehr die paraguayos darunter gelitten haben ist kaum vorstellbar. obwohl ja genauso gefuttert wurde, wie am donnerstag auch. nur diesmal gabs riesige fische.

wieder traf sich also die ganze familie auf dem land. die männer waren schon dabei zu schnippeln und zu kochen als wir ankamen. bei ca. 38 grad suchten alle anderen schutz im schatten bis der fisch schließlich der bequemlichkeit halber im stehen gegessen wurde. ich ueberredete ein paar leute dazu eine kleine wanderung zu machen. wir machten uns auf den weg zu einem kleinen flüsschen und wateten durch das wasser. ach war das herrlich, die abkühlung bei der hitze! nachdem wir dann schließlich in die stadt zurückkehrten, gings zu perla, jorges älterer schwester. wieder versammelte sich ein ganzer haufen von familienmitgliedern um in im patio, also der autoeinfahrt vor der garage karaoke zu singen. bis in die tiefe nacht wurde geträllert was das zeug hielt, hoch und tief und falsch und wunderschön! der samstag war erfüllt von siesta. den ganzen tag wurde nur geschlafen. abends fuhren wir auf die estancia (das landgut) eines freundes. dessen familie war dort versammelt, man saß im kreis, jorge gab lieder in guaraní zum besten. anschließend gings zur kerb/kirmes in ein dorf, in dem der übliche stierkampf veranstaltet wurde. das war einerseits etwas ganz buntes, mit traditioneller musik, einem clown als moderator, der gemeinsam mit den toreros rollen über den rücken des tieres machte, den stier am schwanz zog usw. gleichzeitig war man innerlich sehr distanziert ob den schmerzen des tieres, so dass man das spektakel kaum genießen konnte. der sonntag war dann endlich so, wie ich mir einen tag in dieser wunderschönen gegend gewünscht habe. morgens starteten wir einen versuch uns mal einen ostergottesdienst in paraguay anzusehen, aber der fiel aus irgendwelchen gründen.

also gings los zur deutschen kolonie independencia. die wurde von den aus deutschland flüchtenden nazis gegründet, unter anderem doktor mengele und einwanderungswellen von neonazis, die sich dort besser aufgehoben fühlen als in deutschland selbst. ich fand das sehr interessant und war gespannt auf ein kleines deutschland in paraguay. da hatte ich mir aber zu viel versprochen. das einzige deutsche waren ein paar straßennamen wie grünau oder ähnliches. wir machten auch nicht halt sondern fuhren gleich weiter den erd und steinweg zum salto suizo. ihr glaubt nicht, wie schön allein die fahrt war! ich stand hinten auf dem jeep, um mich herum flatterten hunderte von schmetterlingen, die luft roch nach würzigen kräutern, die sonne lachte, die urwaldhügel in der ferne. nach einer wanderung und einer steilen kletterei durch den urwald, in dem giftschlangen und –spinnen sich zwischen avokadobäume schlängelten, erreichten wir 9 den oberen teil des wasserfalls mit einer aussicht über das ganze land.