Samstag, 12. April 2008
tereré
shoppen in paraguay
wie schon erwähnt, ist das überangebot an arbeitskräften so hoch, dass der einzelne beschäftigte sich meist nur langweilt. so ist es nicht nur im supermarkt sondern auch in jedem anderen laden. mindestens zwei oder drei verkäuferinnen verkaufen 30 artikel. und da das geld in den winzigen boutiquen (es gibt kaum größere läden, die keine supermärkte sind) so schnell nicht fließt, langweilt man sich auch hier. verständlich ist es dass dann alle verköuferinnen auf eine kundin zustürmen, die den laden betritt und sie fragen, ob sie einem helfen können. ich sage dann immer „ich möchte nur ein bisschen schauen“. dann weichen sie einem während des ganzen geschäftaufenthalts nicht mehr weiter als 30 cm von der seite. einkaufen finde ich ja so schon schrecklich anstrengend aber da vergeht mir jede lust einen laden zu betreten. was ich jetzt imemr mache: ich verstecke mich ein bisschen und schaue von draußen hinein. und nur wenn mir etwas ganz gut gefällt wage ich den weg in die höhle des löwen.
Die Arbeitsmoral der Paraguayer
es ist nicht so, dass die menschen nicht arbeiten wollen. das system ist jedoch einfach so diffus und uneffektiv, dass hier imemr 4 leute die arbeit machen, die bei uns einer verrichtet. ich habe schon mal ein paar worte über den riesigen supermarkt in meiner nähe verloren. und doch möchte ich noch einmal darauf zurückkommen. in diesem supermarkt arbeiten schätzungsweise 150 personen. davon arbeiten ca 10 an den kassen, ungefähr 10 an gemüsewaage, und essenstheke und vielleicht noch 20 hinter der kulisse. der rest der mitarbeiter/innen steht herum. ich verstehe nicht, was ihre aufgabe ist. manchmal beantworten sie einem der zwei ausländer (nämlich wolfi und mir) die frage nach dem standort des einen oder anderen produkts. ansonsten langweilen sie sich.
ich bin mir sicher dass diese ewige langeweile die menschen frustriert. weil sie ihre situation aber nicht ändern können, werden sie lethargisch. zu dem besteht auch die gefestigte meinung, dass man durch mehr arbeit sowieso nicht zu mehr reichtum kommen kann. eine umfrage aus dem jahr 2002 spiegelt die hoffnungslosigkeit wider: auf die frage, warum reiche reich seien, antworteten 18,1% der befragten, dass jene freunde von politikern seien, 26,6% meinen sie würden betrügen. lediglich 4,2% machen viele arbeitsstunden oder höhere bildung für den reichtum verantwortlich.
wozu soll man sich da noch kaputt machen? zudem löscht man seinen eigenen arbeitslatz aus, wenn man zu gut arbeitet.
mit meinen ausführungen wollte ich darlegen, dass das problem systemisch ist und erst ganz grundlegendes geändert werden muss, damit sich auch die menschen ändern. aber die anfänge sind schon zu erkennen und man findet hie und da doch immer wieder ganz und gar kompetente berufstätige.
Das politische System
Asunción
Freitag, 11. April 2008
El síndrome del viajante
Sonntag, 6. April 2008
das experiment
so, nun haben sie endlich geschafft… ich bin krank geworden. da war so ein fieses experiment an menschlichen versuchspersonen. meine antwort ist eindeutig: ja.
ja, man erkältet sich wenn man in einem bus durch die gegend fährt dessen klimaanlage wie wild eine luft von -20 grad auspustet. dann komm noch zweimal frieren in hotel und internatszimmer dazu und eine woche lang um 5/vor 5 uhr morgens aufstehen. nun bin ich hinüber. nein, nein, das macht kein spaß. (ich hab gestern einfach nur geweint).und ich wundere mich immer wieder wie schlecht man sich bei fühlt wenn man krank ist und noch mehr, wie schnell man das wieder vergisst. das kann man einem anderen nur dann wirklich nachempfinden, wenn man gerade selbst krank ist. diejenigen, die es gerade sind, bekommen hiermit mein mitgefühl!
die beschraenkheit des menschlichen geistes
ich verbrachte einen schönen herzlichen vormittag in der polizei. offen und ganz ganz lieb waren die ganzen jungs und ich hätte sie gern alle mitgenommen. (mir haben sogar einige angeboten mit mir nach deutschland zu kommen, wenn ich sie denn mitnähme). die meisten sind noch kinder, unschuldig und ehrlich. und ich verstehe, warum lehrer gerne mit jungen menschen zusammenarbeiten. weil sie keine vorurteile haben.
und vorurteile sind so anstrengend. wieder einmal erlebe ich dieselben vorurteile. ich muss kurz den kulturellen hintergrund der paraguayer und ihr kontakt zu deutschen schildern: hier in paraguay gibt es riesige kolonien von mennoniten. das ist eine religionsgemeinschaft, die vor 200 jahren, glaub ich, aus deutschland vertrieben wurde und über kanada, russland nach paraguay gekommen sind. viele tragen noch dieselben trachten wie zur zeit ihres exodus, ihre sprache ist ein dem holländischen ähnelndem plattdütsch. die mennoniten sind sehr fleißig und produzieren 80% der paraguayischen milch sowie viel soja… und um diese kultur zu erhalten, lassen sie keine andere gene zu, wie die ihrer väter und tanten. will heißen dass sich von paraguayern ziemlich absondern und eine unzumutbare inzucht betreiben.
wenn ich mich also als deutsche vorstelle, blinkt es gleich in den gerhirnen der paraguayos: mennonitin – mennonitin!
kaum verwunderlich also, dass sie dann staunen und sagen: komisch, ich dachte alle deutschen seien so verschlossen…
hinzu kommt noch, dass über die deutschen aus deutschland amerikanische nazifilme kursieren. blonde, fahle, strenge gesichter, die kommandos geben.
jaja, ich versteh es ja. und doch machen mich solche bemerkungen immer ein bisschen ärgerlich. ich hab dann das gefühl mein land und meine leute, also euch, verteidigen zu müssen. nein, die deutschen sind nicht kalt. nein, sie sind auch nicht verschlossen. sie sind nur anders.
am schlimmsten finde ich es, wenn einer dann geschichten aus seiner persönlichen sammlung kramt und mit erfahrungen prahlt. weil alle zuhörer ja nicht abschätzen können, wie war das ist. so erzählte ein betrunkener verwandter von seinem erlebnis in deutschland, als ihm die polizisten angeblich wegen seiner hautfarbe seinen rucksack voller steine ausleerten. alle 20 männer, die der geschichte lauschten und ihr durch die filme produziertes bild von den deutschen im kopf dazu mischten, mussten nun wirklich eine ganz schlechte meinung von den deutschen haben. wenn so etwas dann lautstark erzählt wird, kann ich nicht einfach still sein und mir meinen teil denken. ich würde mich später ganz feige fühlen. wenn ich jedoch diskutiert habe, geht’s mir auch nicht wirklich besser. um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was die beste lösung ist. aber vielleicht ist es gut, auf solche anschuldigungen vorbereitet zu sein. denn die kommen mit sicherheit!
das programm „gute regierungsführung auf dezentraler ebene und armutsminderung“
ih muss schon sagen, herzlich sind sie schon die paraguayer. die beiden luden mich gleich ein mich zu ihnen zu setzen. aber ich musste weiter um mir eine haengematte zu kaufen und dann wieder nach asuncion zurueckzukehren.
die schoene erinnerung bleibt!
Die Korruption in Paraguay
von den mittlerweile 20 turbinen des itaipú-staudamms, dem langezeit größten staudamm der welt, darf paraguay nur eine einzige benutzen. und paraguay ist ohne strom, weshalb beispielsweise waschmaschienen hier mit kaltem wasser waschen.
man hofft auf den regierungswechsel nach 60 jähriger colorad-herrschaft. präsidentschaftskandidat lugo will die ungerechtigkeit des schuldenvertrags vor das welt-gericht bringen, dass über zwiste zwischen staaten entscheidet. aber die liberalen sind zersplittert. viele wünschen sich den wechsel, aber ob er bei der korruption überhaupt passieren kann, stelle ich in frage.
das einzige argument, das für die möglichkeit eines wechsels spricht ist die frühere sehr niedrige wahlbeteiligung der bevölkerung, die desillusioniert weil ein wechsel in der diktatur nicht möglich war, auch nicht zur wahl ging, diesmall mehr hoffnung hat. es könnte also sein, dass die wahlbeteiligung diesmal steigt und dadurch die liberalen doch eine chance haben. von wahlwerbung der liberalen sieht man - im gegensatz zu den bunten demonstrationen und feiern der colorados- wenig. wir sind alle gespannt auf die wahlen ende april.