Sonntag, 6. April 2008

die beschraenkheit des menschlichen geistes


ich verbrachte einen schönen herzlichen vormittag in der polizei. offen und ganz ganz lieb waren die ganzen jungs und ich hätte sie gern alle mitgenommen. (mir haben sogar einige angeboten mit mir nach deutschland zu kommen, wenn ich sie denn mitnähme). die meisten sind noch kinder, unschuldig und ehrlich. und ich verstehe, warum lehrer gerne mit jungen menschen zusammenarbeiten. weil sie keine vorurteile haben.

und vorurteile sind so anstrengend. wieder einmal erlebe ich dieselben vorurteile. ich muss kurz den kulturellen hintergrund der paraguayer und ihr kontakt zu deutschen schildern: hier in paraguay gibt es riesige kolonien von mennoniten. das ist eine religionsgemeinschaft, die vor 200 jahren, glaub ich, aus deutschland vertrieben wurde und über kanada, russland nach paraguay gekommen sind. viele tragen noch dieselben trachten wie zur zeit ihres exodus, ihre sprache ist ein dem holländischen ähnelndem plattdütsch. die mennoniten sind sehr fleißig und produzieren 80% der paraguayischen milch sowie viel soja… und um diese kultur zu erhalten, lassen sie keine andere gene zu, wie die ihrer väter und tanten. will heißen dass sich von paraguayern ziemlich absondern und eine unzumutbare inzucht betreiben.

wenn ich mich also als deutsche vorstelle, blinkt es gleich in den gerhirnen der paraguayos: mennonitin – mennonitin!

kaum verwunderlich also, dass sie dann staunen und sagen: komisch, ich dachte alle deutschen seien so verschlossen…

hinzu kommt noch, dass über die deutschen aus deutschland amerikanische nazifilme kursieren. blonde, fahle, strenge gesichter, die kommandos geben.

jaja, ich versteh es ja. und doch machen mich solche bemerkungen immer ein bisschen ärgerlich. ich hab dann das gefühl mein land und meine leute, also euch, verteidigen zu müssen. nein, die deutschen sind nicht kalt. nein, sie sind auch nicht verschlossen. sie sind nur anders.

am schlimmsten finde ich es, wenn einer dann geschichten aus seiner persönlichen sammlung kramt und mit erfahrungen prahlt. weil alle zuhörer ja nicht abschätzen können, wie war das ist. so erzählte ein betrunkener verwandter von seinem erlebnis in deutschland, als ihm die polizisten angeblich wegen seiner hautfarbe seinen rucksack voller steine ausleerten. alle 20 männer, die der geschichte lauschten und ihr durch die filme produziertes bild von den deutschen im kopf dazu mischten, mussten nun wirklich eine ganz schlechte meinung von den deutschen haben. wenn so etwas dann lautstark erzählt wird, kann ich nicht einfach still sein und mir meinen teil denken. ich würde mich später ganz feige fühlen. wenn ich jedoch diskutiert habe, geht’s mir auch nicht wirklich besser. um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was die beste lösung ist. aber vielleicht ist es gut, auf solche anschuldigungen vorbereitet zu sein. denn die kommen mit sicherheit!

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