Freitag, 28. März 2008

Die Aufmerksamkeit der Männer

Wer als Frau nach Lateinamerika kommt, wird sich innerhalb weniger Minuten klar werden, dass sich in ihrem Leben für die Zeit des Aufenthalts einiges ändern wird. Hauptsächlich auf der Straße. Denn hier ist Frau nicht mehr Mensch sondern hier ist frau eine Prinzessin, eine Königin, eine Schönheit, die Liebe. Und das hört eine Frau dann auch ständig. Eigentlich hört sich das schön an und manchmal finde ich das wirklich schön. Ich bin gerne eine Prinzessin! Aber leider nimmt die Aufmerksamkeit nicht immer solche Formen an. Da wird einem zugezischelt (sss…ssss) oder lautstark hinterhergerufen, da wird gehupt, da starren einem die Männer mit lechzendem Blick ungefähr mal 2 Minuten unverholen auf die Brust, da halten Autos an.

Ich denke, man muss einfach lernen damit umzugehen. In die Augen zu schauen, ist wie ein Angebot zum Sex. Aber weil es nicht meine Art ist jemandem nicht in die Augen zu schauen, blicke ich dem anderen kurz direkt ins Gesicht und senke dann den Kopf, damit ich noch weiterlaufen kann. Im Grunde ist es aber einfach eine Gepflogenheit in Lateinamerika, an die man sich gewöhnen muss, an die man sich aber auch gewöhnen kann.

Natürlich hat auch das indirekt etw mit Bildung zu tun, denke ich. Die gebildeten Männer nämlich, behandeln eine weiße Frau nicht anders als jeden anderen Gegenüber.

Dazu ein Gedanke, der mir kam:

Die ungebildeten Männer kennen weiße Frauen hauptsächlich halbnackt, von riesengroßen Werbeplakaten. In der Realität haben sie wenig Kontakt zu ihnen. Ich stelle mir vor, dass weiße Frauen für sie sind, wie Wesen von einer anderen Welt. Natürlich sind sie neugierig, so ein Wesen nun in Wirklichkeit zu sehen. Sie möchten mit ihm sprechen, wenigstens in Augenkontakt treten, wollen gesehen werden. Vielleicht ergeht es ihnen wie mir in Schweden, als mich auch niemand angesehen hat und ich darunter sehr gelitten habe. Auf den Gedanken kam ich, als ich an Bauarbeitern vorbeikam, die hoch oben auf einem Dach arbeiteten. Wie wild sie geschriehen haben, bis ich ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Ich dachte nur, dass sie die Distanz nicht ertragen können, die zwischen mir und ihnen steht. Eben WEIL ich weiß bin und sie dunkel.

Männer mit mehr Bildung hingegen zeigen kein besonderes Interesse an mir. Erstens weil sie wirklich mehr Kontakt zu weißen Frauen haben und zweitens weil sie in eine Kultur von Konventionen eingebunden sind, in denen man sich eben nicht so verhält.

Bildung oder Kultur, das ist es. In Bolivien beispielsweise, sind die Leute sehr arm und bestimmt nicht mehr gebildet als in Paraguay. Aber die Kultur, die Tradition ist noch sehr präsent. Eingebunden darin, würde ein Bolivianer nie auf die Idee kommen, einer Frau hinterher zu pfeifen. Das verbietet die Kultur der Schweigsamkeit. In Paraguay sind die Konventionen der einstigen Kultur durch die die Zwangsvermischung von Weißen und Indios, ja die Ausmerzung der indigenen Kultur nicht mehr stark.

1 Kommentar:

  1. In Indien habe ich die Männer von der anderen Seite kennengelernt. Ich wurde angespuckt und angerempelt. Erst nach einem Monat hatten Sie sich an mich gewöhnt. Effektiv hat dies etwas mit der Bildung zu tun.

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