Dienstag, 25. März 2008

Ostern in paraguay

sicher seid ihr ganz gespannt, wie ostern in paraguay gefeiert wird. ich sage nur: anders als ich mir das je vorgestellt hätte… wenn man das fest mit einem wort beschreiben wollte, würde FAMILIENFEST es wohl am ehesten treffen. mit familie sind aber nicht mama, papa und die kinder gemeint sondern auch noch cousins, tanten, schwager, oma, opa, uroma. und weil die familien bis zu 10 kinder haben, sind dann schon mal 60 leute auf einem haufen. man trifft sich dann auf dem land und spielt zusammen fußball (natürlich ausschließlich die männer), volleyball (gemischt), oder man schaut gespannt zu, quatscht und trinkt tereré. zu erzählen gibt es viel, denn die familie trifft sich nur einmal im jahr zu ostern, jeder weiß bescheid, jeder ist dabei.

aber nun mal die geschichte ganz von vorne. am donnerstag wurden wolfi (der einzige deutsche wohnheimsmitbewohner) und ich von jorge abgeholt. jorge ist wolfis arbeitskollege im krankenhaus und hat uns beide eingeladen die „semana santa“ mit ihm und seiner familie in coronel oviedo zu verbringen. als wir mittags in der wenig schönen stadt ankamen, wurden wir freudig von der großen kleinfamilie begrüßt.

zu neunt aßen wir die speisen, die hier meistens gegessen werden: sopa paraguaya, chipa, hühnchen, schwein, rind, mandioka. in gedenken an das letzte abendmahl wurde reingehauen, als ob am nächsten tag eine hungersnot ausbrechen würde.

man erzählte mir, dass viele sich an diesem tag so überfressen, dass sie dann die folgenden tage krank im bett lägen. bei uns wurde aber keiner krank. vielleicht ein wenig müde. und dazu war ja die siesta da, die an diesem wochenende ausgiebig zelebriert wurde. von 1 bis 4 wurde also geruht, danach gings aufs land zum familiensport, abends saß man noch zusammen und noch später trafen sich die männer (und ich) zum bier trinken vor dem haus eines onkels. am freitag wurde gefastet. will heißen: einen tag im jahr kein fleisch essen. wie sehr die paraguayos darunter gelitten haben ist kaum vorstellbar. obwohl ja genauso gefuttert wurde, wie am donnerstag auch. nur diesmal gabs riesige fische.

wieder traf sich also die ganze familie auf dem land. die männer waren schon dabei zu schnippeln und zu kochen als wir ankamen. bei ca. 38 grad suchten alle anderen schutz im schatten bis der fisch schließlich der bequemlichkeit halber im stehen gegessen wurde. ich ueberredete ein paar leute dazu eine kleine wanderung zu machen. wir machten uns auf den weg zu einem kleinen flüsschen und wateten durch das wasser. ach war das herrlich, die abkühlung bei der hitze! nachdem wir dann schließlich in die stadt zurückkehrten, gings zu perla, jorges älterer schwester. wieder versammelte sich ein ganzer haufen von familienmitgliedern um in im patio, also der autoeinfahrt vor der garage karaoke zu singen. bis in die tiefe nacht wurde geträllert was das zeug hielt, hoch und tief und falsch und wunderschön! der samstag war erfüllt von siesta. den ganzen tag wurde nur geschlafen. abends fuhren wir auf die estancia (das landgut) eines freundes. dessen familie war dort versammelt, man saß im kreis, jorge gab lieder in guaraní zum besten. anschließend gings zur kerb/kirmes in ein dorf, in dem der übliche stierkampf veranstaltet wurde. das war einerseits etwas ganz buntes, mit traditioneller musik, einem clown als moderator, der gemeinsam mit den toreros rollen über den rücken des tieres machte, den stier am schwanz zog usw. gleichzeitig war man innerlich sehr distanziert ob den schmerzen des tieres, so dass man das spektakel kaum genießen konnte. der sonntag war dann endlich so, wie ich mir einen tag in dieser wunderschönen gegend gewünscht habe. morgens starteten wir einen versuch uns mal einen ostergottesdienst in paraguay anzusehen, aber der fiel aus irgendwelchen gründen.

also gings los zur deutschen kolonie independencia. die wurde von den aus deutschland flüchtenden nazis gegründet, unter anderem doktor mengele und einwanderungswellen von neonazis, die sich dort besser aufgehoben fühlen als in deutschland selbst. ich fand das sehr interessant und war gespannt auf ein kleines deutschland in paraguay. da hatte ich mir aber zu viel versprochen. das einzige deutsche waren ein paar straßennamen wie grünau oder ähnliches. wir machten auch nicht halt sondern fuhren gleich weiter den erd und steinweg zum salto suizo. ihr glaubt nicht, wie schön allein die fahrt war! ich stand hinten auf dem jeep, um mich herum flatterten hunderte von schmetterlingen, die luft roch nach würzigen kräutern, die sonne lachte, die urwaldhügel in der ferne. nach einer wanderung und einer steilen kletterei durch den urwald, in dem giftschlangen und –spinnen sich zwischen avokadobäume schlängelten, erreichten wir 9 den oberen teil des wasserfalls mit einer aussicht über das ganze land.

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