Dienstag, 4. März 2014

Bier und mehr



Die Bauarbeiter waren nicht die einzigen, mit denen ich teilte. Als sich herumsprach, dass ich gehen würde, fragte mich JEDER, den ich traf nach einem kleinen Geschenk. Mich hat das ziemlich frustriert. Zwei kleinen Jungs, die mich ständig begleiten gab ich Geld für Sandalen. Aber ein paar Stunden später kamen sie an und wollten Geld für ein Telefon. Ich hab mich dazu hinreißen lassen, aber einfach so Geld geben ist nicht gut für das Selbstbewusstsein des Begünstigten. Der andere bettelt. Ich habe gebe, er nimmt. Aber im Geiste verachtet er mich dafür, dass die Welt ungerecht ist und ich mehr Geld habe als er und ihn dazu „gezwungen“ habe, sich in diese unterwürfige Position zu bringen.
Besser ist es jemanden für sich arbeiten zu lassen. Und wenn es nur symbolisch ist. Wenn man nun als Tourist dorthin kommt, ist das natürlich etwas schwierig. Was ich aber gemacht habe: ich habe beispielsweise meinem haitianischen Begleiter Geld gegeben, das er dem Schuhputzer geben kann. Dieser hat dann nicht von mir, der Weißen, eine beträchtliche Summe fürs Schuhputzen bekommen sondern von einem Landsmann. So ist das Gleichgewicht hergestellt und der Schuhputzer hatte einen glücklichen Tag.
Auch die Brüder lassen für sich arbeiten. Und wenn es nur das symbolischen putzen des verstaubten Autos ist. Aber die so können die vielen Bedürftigen, die das Haus der Brüder aufsuchen, guten Gewissens das Essen oder die wenigen Gourden annehmen.
Ich machte noch ein Interview mit Frère Guerrier in der Schreinerei. Er ist der verantwortliche Bruder. Ein Mann kam auf ihn zu. Seine Frau bekomme gerade ein Baby, ob der Bruder ihn zum Krankenhaus fahren könnte. Am Mittagstisch erzählt er mir, dass die Frau ihr Kind schon auf dem Weg zum Krankenhaus bekam. Das Auto hatte an der Straße gehalten. Da hier überall Menschen herumspazieren, haben sich schnell gleich mehrere Hebammen gefunden, die die Frau begleiteten.
Ein kleines Mädchen hat wieder das Licht der Welt erblickt.
Nachmittags spazierte ich noch zum Haus von Dwaronsise. Ihre Schwester war gerade dabei zu Kochen. Das machte sie, wie gewöhnlich vor dem Haus. Als ich ankam wurde mir sofort ein Stuhl hingestellt, wie das hier so üblich ist. Ich setzte mich also zu ihr und schaute ihr einfach bei ihrer Arbeit zu. Die Menschen hier teilen ihren Alltag miteinander. Da alles draußen passiert, sieht man jeden, der vorbei kommt. Man grüßt sich, bleibt stehen, schwätzt miteinander. Man hilft sich. Dann ist die Arbeit auch nur halb so schwer, weil sie zum Alltag dazugehört und gemeinsam erledigt wird. Wenn die Bauern das Feld hacken, dann stehen sie zu viert oder zu fünft in einer Reihe und bewegen sich gleichzeitig wie eine Maschine. Das ist schön anzusehen. Wenn die Frauen kochen, dann sitzen sie draußen. Eine Nachbarin sitzt dabei und erzählt, die Schwester hilft. Wer müde ist, setzt sich für einen Moment hin. Dann geht es weiter. Ich erinnere mich, dass ich oft 6 Stunden ohne Pause arbeite und abends erschöpft nach Hause komme. Hier wird stattdessen immer ein bisschen gearbeitet, doch alles passiert ruhiger. Anders ginge es auch nicht bei den klimatischen Bedingungen.
Das erscheint mir sehr gesund.

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