Sonntag, 8. April 2012

Top Down – Dezentralisierung - Entwicklungszusammenarbeit

Häufig, wenn ich einen Haitianer nach seiner Arbeitsstelle frage, muss ich lange auf eine Antwort warten, denn richtige Arbeit gibt es kaum. Man hält sich mit kleinen Jobs über Wasser. Obwohl das Gros der Bevölkerung aus dem landwirtschaftlichen Sektor kommt, importiert Haiti viele seiner Lebensmittel. Der niedrige Preis des subventionierten Reis aus den USA hat zur Folge, dass die hiesigen Bauern ihre eigenen Waren nicht mehr verkaufen können und stattdessen lieber Holzkohle produzieren, also die restlichen Bäume und ihre Felder verbrennen, die damit für die nächsten Jahre unfruchtbar sind.  Viele Menschen verlassen daher ihr Land und versuchen einen Neubeginn in der Stadt weil die Schulen dort besser sind bzw. es auf dem Land nur Grundschulen gibt. Meistens hoffen die Landflüchtigen aber auf ein bisschen Wohlstand.
In Wirklichkeit geht es in der Stadt den meisten aber viel schlechter. Es gibt kein Wasser, keinen Strom, überall Müll und die Fäkalien stinken in der unerträglichen Hitze. Der Sandstaub nimmt einem die Sicht und die Abgase machen das Atmen schwer atmen.
Dass die eigentliche Entwicklung auf dem Land stattfinden muss,  verstehen immer mehr Menschen in Haiti. Dezentralisierung ist das Schlüsselwort – und das nicht nur in Haiti. Aber bleiben wir mal hier.
Da sind beispielsweise unsere Freunde in Lavial, alle gut ausgebildete Frauen und Männer, die sich entschieden haben nach ihrer Ausbildung aufs Land zurückzukehren um dort  ihr Wissen weiterzugeben. Oder Jean Robert, der jeden Montag 4 Stunden nach Gros Cheval fährt um sich dort für Bildung und Aufforstung zu engagieren.
Er hat eine Schule gegründet und das Projekt „Reboisement par education“ ins Leben gerufen. 
Häufig, wenn ich einen Haitianer nach seiner Arbeitsstelle frage, muss ich lange auf eine Antwort warten, denn richtige Arbeit gibt es kaum. Man hält sich mit kleinen Jobs über Wasser. Obwohl das Gros der Bevölkerung aus dem landwirtschaftlichen Sektor kommt, importiert Haiti viele seiner Lebensmittel. Der niedrige Preis des subventionierten Reis aus den USA hat zur Folge, dass die hiesigen Bauern ihre eigenen Waren nicht mehr verkaufen können und stattdessen lieber Holzkohle produzieren, also die restliAufforstung durch Bildung will heißen, dass die Eltern beim Schulgeld unterstützt werden, wenn sie für die Schule Bäume pflanzen. 
 
Die Kinder selbst haben neben den üblichen Fächern auch Praxisunterricht im Garten und auch sie forsten gemeinsam eine Parzelle nach der anderen auf. 
 
Das ist auch wichtig, denn Trinkwasser gibt es in Gros Cheval nicht. Weil keine Bäume mehr da waren, um das Wasser im Erdreich zu halten, sind die Quellen durch die Abholzung versiegt. Jean Robert, der Mann, zu dem jeder mit seinen Sorgen kommt, hört nicht auf für ein besseres Haiti zu kämpfen und fängt bei den kleinen Menschen an. Er spricht über Familienplanung, wünscht sich, Wasser für das Dorf mit doch 12.000 Einwohnern und träumt von einer Fakultät für Agronomie.
Wenn ich mir die Arbeit von Jean Robert ansehe und mit anderen Projekten vergleiche, fällt mir ein Punkt auf, der nicht neu ist in der Entwicklungszusammenarbeit. Der Vater von 5 Kindern, dessen Familie aus Gros Cheval stammt und zu ein wenig Reichtum gekommen ist, wird von allen geschätzt. Er kennt die Belange aller und hat für jeden ein offenes Ohr. Er ist der Direktor der Schule und kennt die Ministerien.  Natürlich kann die Arbeit nur gelingen, weil er hinter allem steht und dafür sorgt, dass die Projekte umgesetzt werden. Wahrscheinlich liegt es nicht nur an der haitianischen Geschichte, sondern im menschlichen Wesen jemandem zu folgen, der die Richtung angibt. Top down und Bottom up sind hier miteinander verwachsen. Aber genau diesen Leader mit Vision braucht das Dorf um weiter zu kommen und weiter zu denken.
 
Nicht ohne Grund haben wir uns genau diese Schule ausgesucht für unser Fotoprojekt. Wir wollen ihnen helfen, ihren Horizont durch den Austausch mit zwei luxemburgischen Schulen, zu erweitern und Talente in ihnen zu wecken. Das ist vor allem Neckel, der Fotokünstlerin aus Luxemburg  gelungen. 
 
Während drei Tagen hat sie den Schülern Fotographie beigebracht und sie sind über die Fotos zu bestimmten Themen sowie einen Briefaustausch in Kontakt getreten mit den Luxemburger Klassen. Nach unserer Rückkehr werden wir in den Klassen zu denselben Themen arbeiten und eine Fotoausstellung organisieren. Wer hat welche Fotos gemacht? Und fotografieren die europäischen Kinder in der Serie „Familie“ auch das Grab vom Großvater?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.