Statt immer wieder die Geschichten von 1956
aufzuwärmen, wünschen sich die Kubaner den Fortschritt. Wunderbar ausgebildet,
möchten sie die Welt auch einmal mit eigenen Augen sehen, als nur auf der
Mattscheibe. Sie wollen sich ein schönes Haus bauen, vielleicht ein Auto kaufen
oder einmal in den Urlaub fahren statt an der Front zu kämpfen. Aber reisen dürfen nur die Touristen.
Und hier kommen
wir zur zweiten Diskrimination im eigenen Land:
Die Kubaner müssen in ihrem Land die Kunst
des Überlebens vortrefflich beherrschen um mit dem wenigen Geld, das sie
verdienen, über die Runden zu kommen. Wer beim Staat angestellt ist und kein
kleines Geschäft nebenher macht, bekommt sein Gehalt in der einheimischen
Währung, der Moneda Nacional. Davon kann er sich Obst und Gemüse, Reis und Brot
kaufen. Essig jedoch gibt es nur in Geschäften für die Devisenwährung, dem
kubanischen Wechselpeso (CUC).
Sie wurden seit der Spezialperiode ab
Anfang der 1990 eingerichtet, als Kuba eine schwere Wirtschaftskrise erlebte. Nach
dem Zerfall der Sowjetunion, als einzigen Handelspartner und den seither
ausbleibenden Lebensmittel- und Öllieferungen, musste die Bevölkerung alle
Reserven mobilisieren und litt nicht selten unter Hunger. Aufgrund der
folgenden Unterernährung beschloss die Regierung 1993 einen dreistufigen Plan
zum Konjunkturaufschwung, der unter anderem den Aufbau des Tourismussektors
beinhaltete und– in kleinen Nischen- erstmals eine Marktwirtschaft erlaubte.
Um Geld ins Land zu holen, eröffnete der
kubanische Staat die Devisen-Läden. So gab er den kubanischen Mitbürgern, die finanzielle
Unterstützung aus dem Ausland bekamen, eine Möglichkeit, ihre Devisen
auszugeben. Der kleine Luxus wie Thunfisch, Deodorant und Essig, werden hier
verkauft aber auch Seife und andere wichtige Dinge.
Erdnussverkäufer |
Diejenigen, die es schaffen Geschäfte mit
Reisenden zu machen und dadurch an Devisen kommen, können also in den
entsprechenden Läden einkaufen.
Wer aus irgendeinem Grund auf den
staatlichen Mindestlohn von 10 CUC (umgerechnet 7,60 Euro), kann man sich das
nötigste kaum kaufen. Denn schon die Flasche Essig kostet 3 CUC, eine Dose Bier
1 CUC und die Turnschuhe 60 CUC. Ein T-Shirt bekommt man für 10 CUC und ein
Stück Seife für einen halben CUC.
Unter diesen Bedingungen müssen die
Kubaner Wege finden um ihr staatliches Gehalt ein wenig aufzupäppeln. Manche
haben das ganz aufgegeben und beschränken sich nur auf die Dienstleistung. So lerne ich einen jungen Mann kennen, der
Kommunikation und Mediendesign studiert hat. Weil er davon niemals überlebe könnte,
verkauft er stattdessen Erdnüsse.
Welches Potential der Staat da gerade
vergeudet, ist ihm bei all dem wahrscheinlich sogar selbst klar. Oder nicht?
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