Samstag, 12. Mai 2012

Wunsch nach persönlicher Entwicklung


Statt immer wieder die Geschichten von 1956 aufzuwärmen, wünschen sich die Kubaner den Fortschritt. Wunderbar ausgebildet, möchten sie die Welt auch einmal mit eigenen Augen sehen, als nur auf der Mattscheibe. Sie wollen sich ein schönes Haus bauen, vielleicht ein Auto kaufen oder einmal in den Urlaub fahren statt an der Front zu kämpfen. Aber reisen dürfen nur die Touristen.
Und hier kommen wir zur zweiten Diskrimination im eigenen Land:
Die Kubaner müssen in ihrem Land die Kunst des Überlebens vortrefflich beherrschen um mit dem wenigen Geld, das sie verdienen, über die Runden zu kommen. Wer beim Staat angestellt ist und kein kleines Geschäft nebenher macht, bekommt sein Gehalt in der einheimischen Währung, der Moneda Nacional. Davon kann er sich Obst und Gemüse, Reis und Brot kaufen. Essig jedoch gibt es nur in Geschäften für die Devisenwährung, dem kubanischen Wechselpeso (CUC).
Sie wurden seit der Spezialperiode ab Anfang der 1990 eingerichtet, als Kuba eine schwere Wirtschaftskrise erlebte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, als einzigen Handelspartner und den seither ausbleibenden Lebensmittel- und Öllieferungen, musste die Bevölkerung alle Reserven mobilisieren und litt nicht selten unter Hunger. Aufgrund der folgenden Unterernährung beschloss die Regierung 1993 einen dreistufigen Plan zum Konjunkturaufschwung, der unter anderem den Aufbau des Tourismussektors beinhaltete und– in kleinen Nischen- erstmals eine Marktwirtschaft erlaubte.
Um Geld ins Land zu holen, eröffnete der kubanische Staat die Devisen-Läden. So gab er den kubanischen Mitbürgern, die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland bekamen, eine Möglichkeit, ihre Devisen auszugeben. Der kleine Luxus wie Thunfisch, Deodorant und Essig, werden hier verkauft aber auch Seife und andere wichtige Dinge.
Erdnussverkäufer
Die hierdurch entstandene Doppelwirtschaft hat das Klassensystem wieder aufleben lassen, welches die Revolution hatte abschaffen wollen.
Diejenigen, die es schaffen Geschäfte mit Reisenden zu machen und dadurch an Devisen kommen, können also in den entsprechenden Läden einkaufen. 
Wer aus irgendeinem Grund auf den staatlichen Mindestlohn von 10 CUC (umgerechnet 7,60 Euro), kann man sich das nötigste kaum kaufen. Denn schon die Flasche Essig kostet 3 CUC, eine Dose Bier 1 CUC und die Turnschuhe 60 CUC. Ein T-Shirt bekommt man für 10 CUC und ein Stück Seife für einen halben CUC.
Unter diesen Bedingungen müssen die Kubaner Wege finden um ihr staatliches Gehalt ein wenig aufzupäppeln. Manche haben das ganz aufgegeben und beschränken sich nur auf die Dienstleistung.  So lerne ich einen jungen Mann kennen, der Kommunikation und Mediendesign studiert hat. Weil er davon niemals überlebe könnte, verkauft er stattdessen Erdnüsse.


Welches Potential der Staat da gerade vergeudet, ist ihm bei all dem wahrscheinlich sogar selbst klar. Oder nicht?

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