Samstag, 12. Mai 2012

Die Flügel sind gestutzt



Wer in Kuba lebt, muss stets Obachten auf die dort herrschenden Regeln haben denn das kubanische Leben ist voller Verbote: 
Nur mit Einladung und unbezahlbarem Visum kann man ins Ausland zu reisen, es ist nicht gern sehen, wenn ein Kubaner mit einem Touristen redet und die Nutzung des Internets ist nicht erlaubt und einen Ausländer zum Flughafen zu fahren, ist verboten. Die Post wird geöffnet, Emails gelesen und Telefonate abgehört. Wer nicht zu den Aktivtäten des CDR (Komitees zur Verteidigung der Revolution) kommt, gilt als Revolutionsgegner und man spürt immer wieder die Macht des unberechenbaren Staates sowie der seiner Handlanger, der Polizei. 
Die Kubaner leiden darunter natürlich viel mehr als die Touristen. Sie müssen schnell mit hohen Strafen und Vermerken in der Staatsakte rechnen, was wiederum weitere Schwierigkeiten in der Zukunft nach sich zieht. Man kann dabei ohne Zögern von einer Diskriminierung im eigenen Land sprechen.
Auch als Touristin habe ich diese staatliche Willkür mehrmals zu spüren bekommen. Einmal radelte ich mit zwei Freunden eine Straße ich in Baracoa entlang. Wir hielten am „Honigfluss“ mit einer schönen Brücke und schauten ein wenig auf das Wasser. Wenige Minuten später kommt ein Staatsbeamter und verweist uns des Ortes: Wir sollten verschwinden, dies sei nicht touristisches Gebiet.
Aha, wo steht das und was ist „touristisches Gebiet?“
Holzbrücke über den Honigfluss in Baracoa, leider dürfen wir nicht bleiben

Ein anderes Mal fahre ich mit einem kubanischen „Bus“. Das ist LKW mit 4 Bankreihen auf der Ladefläche, in dem die Leute zusammengequetscht sitzen und stehen. 5 Stunden dauert die Fahrt.
So reisen die Kubaner
 Ich tarne mich mit einem Kopftuch um bei der Polizeikontrolle nicht gleich als Ausländerin erkannt zu werden und womöglich mitten auf der Strecke herausgeworfen zu werden. Immer spürt man eben ein wenig Angst.


Erinnert uns an einen Viehanhänger, ist aber der einzige Transport

 Aber die Kontrolle lässt etwas nach. Früher wurde jeder Schritt des Touristen überwacht und am Tag der Ausreise wurde man telefonisch daran erinnert, das Land auch wirklich zu verlassen. Heute werde ich auch am Flughafen ausgehorcht, meine Wohnadresse in Kuba wird notiert und meine Reisepläne. Sobald ich mit dem Bus fahre oder in einem neuen Haus wohne, werden meine Daten an die Einwanderungsbehörde weitergegeben. 
 Insgesamt ist es aber doch ein klein wenig besser geworden. Ich koche mit anderen Couchsurfern, so etwas wäre früher nicht möglich gewesen. Damals durften sich die Kubaner mit den Touristen nicht einmal unterhalten.
"Willst du nicht Patin meines Kindes sein?"
Für die Kubaner ist es trotzdem schlimm. Wie schlimm, habe ich erst nach einiger Zeit begriffen.
„Willst du mich nicht heiraten?“, „Möchtest du nicht die Patin meines Kindes sein?“, „Kannst du mir bitte eine Einladung schreiben?“ werde ich immer wieder aufs Neue gefragt. 
Junge Mädchen heiraten alte Männer, junge Männer heiraten alte Frauen und jeder ist bereit sich zu verkaufen um nur heraus zu kommen. 
Strand in Siboney, Nähe Santiago

Warum denn nur? Ihr habt ein schönes Land mit Palmen und Meer. Ihr geht kostenlos zur Schule und könnt studieren, was ihr wollt. Ihr habt Strom, Wasser und Fernsehen. Was braucht ihr mehr? Warum wollt ihr unbedingt weg?
In Haiti geht es den Leuten viel schlechter und die wenigsten wollen Haiti verlassen. Stattdessen wollen sie Hilfe um ihre Heimat aus eigener Kraft und mit fremder finanzieller Hilfe, aufzubauen. So etwas ist in Haiti auch möglich, weil es keinen Staat gibt, der überall versucht den Fortschrittsbestrebungen zu bremsen wie hier. Stattdessen versucht er die Menschen in der Vergangenheit behalten. Nach 50 Jahren werden immer noch Aufschriften zur Revolution gemalt. Überall in Havanna hängen riesige Plakate von den 5 kubanischen Spionen, die widerrechtlich von den USA festgehalten wurden. Vor 11 Jahren. Aber immer noch heißt es: „Wir müssen sie rächen! Revolution. Auf Kameraden, an die Waffen!“.

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